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■ Die unaufhörliche Stadtparklust – Der Hamburger Stadtpark von der Entstehung bis heute Deutschland 2009, R: Jürgen Kinter
149 Hektar ist der 1914 eröffnete Stadtpark groß. Es gibt den großen Stadtparksee, die große Volks- oder Festwiese. Kommerzielle Angebote sind vorhanden, aber es lässt sich ihnen aus dem Weg gehen. Rotkehlchen, Buchfinken, Amseln kann gelauscht werden. In einer wunderschönen Szenenfolge ist der Stadtpark zur schönsten Stunde zu sehen – frühmorgens, mit einem Vogelkonzert. Dazu läuft ein Gedicht über die Vogelstimmen über die Bilder. Der Dokumentation ist anzusehen, dass sie als Auftragsfilm für die Geschichtswerkstatt Barmbek entstand. Die historische Entwicklung bildet den Schwerpunkt, das entsprechende Bildmaterial ist sorgsam ausgewählt, der erzählende Kommentar wird ergänzt durch Auszüge aus Statements von ZeitzeugInnen. Im Nordosten des Parks errichteten die Nazis ein Zwangsarbeiterlager, an das heute nichts mehr erinnert. Die Ignoranz der NS-Zeit in der Parkidylle wird aber nicht thematisiert. Was auch zu kurz kommt, sind die heutigen NutzerInnen und ihre Konflikte untereinander aufgrund entgegenstehender Interessen: An unangeleinten Hunden vorbei durch Grilldämpfe zu laufen, ist nur begrenzt erholsam.
So, 14. 10., 15 Uhr, Magazin-Kino, Fiefstücken 8a, Hamburg
■ Hafenmuseum Hamburg / Gestakt und geschleppt – Von Ewern und Schuten / Der Schnürboden – Das Herz der Werft. Deutschland 2012, R: Jürgen Kinter
Drei Filme zur traditionellen Hafen- und Werftarbeit gibt es zu sehen, die Jürgen Kinter für das Museum der Arbeit gedreht hat, dessen Außenstelle das Hafenmuseum ist. Phänomenal, wie in „Hafenmuseum Hamburg“ ehrenamtlich tätige Pensionäre mit leuchtenden Augen von „ihrer“ Dampfmaschine berichten, mit welcher ein alter Schutendampfsauger betrieben wird. Gut geölt dreht sich die Antriebswelle, die Kolben sausen auf und nieder.
„Der Schnürboden“ beginnt mit drei ehemaligen HDWlern, die vor einer früheren Schiffbauhalle stehen. Jetzt ist hier ein Packhof für Container drin, das macht mich immer noch traurig, erzählt Holger Mahler, der 1988 dort als Betriebsratsvorsitzender an vorderster Front bei der Besetzung der Werft durch die Belegschaft mit dabei war. Die Schließung konnten sie damals nicht verhindern, aber jetzt haben ein paar ehemalige HDWler den Schnürboden entdeckt. Dort fertigten Schiffbauer Vorlagen für den Zuschnitt der Stahlbleche, erprobten die Tauglichkeit von Spanten, Biegungen der Außenhaut der Schiffe, rissen millimetergenau die Schweißlinien an. Ihre Arbeitssprache ist genau. Hochqualifiziert und selbstbewusst erzählen sie, die alten Schiffbauer.
„Gestakt und geschleppt“ lebt ebenfalls von den alten Hafenarbeitern. Hier sind es ehemalige Ewerführer, die vom Staken der Schuten erzählen, von den harten Arbeitsbedingungen. Der Regisseur stellt seine drei Filme im Rahmen des „mpz-Salon“ vor, mit Möglichkeit zur Diskussion.
Di, 16. 10., 19.30 Uhr, mpz, Susannenstraße 14 c/d, im Hinterhof, Hamburg Gaston Kirsche