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Archiv-Artikel

Ecstasy kann das Gedächtnis schädigen

Hamburger Wissenschaftler legen neue Studie über die gesundheitlichen Folgen des Dauerkonsums vor

HAMBURG taz ■ Regelmäßiger Konsum der Partydroge Ecstasy kann Gedächtnisstörungen hervorrufen. Das haben Wissenschaftler des Hamburger Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE) in einer Studie herausgefunden, deren Ergebnisse gestern parallel in London und Hamburg vorgestellt wurden. Mit unterschiedlichen medizinischen und psychologischen Untersuchungsmethoden haben die Forscher bei 50 bis 59 Prozent aller Jugendlichen, die als aktuelle oder frühere Ecstasy-Konsumenten an der Studie teilgenommen haben, Probleme bei der Wortfindung, der Aufnahme neuen Lernstoffs und zeitlichen Einordnung von Ereignissen diagnostiziert. Rainer Thomasius, Leiter der Untersuchung und Chef der Drogenambulanz des UKE, warnte deshalb gestern vor hohem Ecstasy-Konsum. Das Bundesgesundheitsministerium hat angekündigt, Jugendliche mit einer Öffentlichkeitskampagne über die neuen Erkenntnisse zu informieren.

Im Unterschied zu früheren Ecstasy-Studien haben die 30 beteiligten Wissenschaftler die 120 untersuchten Jugendlichen nicht nur nach deren eigenen, subjektiven Wahrnehmung der Folgen ihres Drogenkonsums befragt, sondern sie mit einem verobjektivierten Fragenkatalog interviewt. Die Ergebnisse wurden mit medizinischen Untersuchungen abgeglichen. Bestätigt hat sich dadurch zunächst die frühere Erkenntnis, dass Ecstasy zwar nicht körperlich, aber psychisch abhängig machen kann. Bei rund 73 Prozent der Probanden wurde eine derartige Abhängigkeit diagnostiziert. Darüber hinaus stellten die Wissenschaftler fest, dass nach regelmäßiger Einnahme der Partydroge weit häufiger als beispielsweise beim Konsum von Cannabis oder Kokain Depressionen und Angststörungen auftreten.

Das starke neurotoxische Potenzial von Ecstasy aber hat selbst Thomasius überrascht. Störungen haben sich dabei nicht im Langzeitgedächtnis oder in der Konzentrationsfähigkeit der Probanden gezeigt, sondern im so genannten Verbalgedächtnis: Am Ende einer Buchseite wissen viele schon nicht mehr, was sie am Anfang gelesen haben. Da die zumeist jugendlichen Dauerkonsumenten kaum mehr neuen Lernstoff aufnehmen können, sind sie laut Thomasius „in der Schule und Ausbildung sehr beeinträchtigt“. Soweit es bislang abzusehen ist, bilden sich diese Störungen nicht von alleine zurück. Das UKE hat bereits ein Gedächtnistraining für partydrogengeschädigte Jugendliche erarbeitet.

Elke Spanner