: Aufschub, bis Bayern kommt
DFB-POKAL Trotz der fünften Niederlage im fünften Pflichtspiel, einem Pokal-Aus in Fürth, ringt sich der VfB Stuttgart dazu durch, an seinem Trainer Markus Babbel festzuhalten
VFB-KEEPER LEHMANN
AUS STUTTGART CHRISTOPH RUF
Am Nachmittag stand er dann doch wieder auf dem Platz. Markus Babbel trainierte auch am Mittwoch die Fußballspieler des VfB Stuttgart. Selbstverständlich war das nicht. Hatten doch am Vormittag die Verantwortlichen des Vereins getagt. Und dann wider Erwarten doch beschlossen, am Trainer festzuhalten – zumindest bis zum nächsten Bundesligaspiel am Samstag. Dann kommt ausgerechnet der FC Bayern München nach Stuttgart.
„Wir sind überzeugt, dass das Team mit der Mannschaft aus der Krise herausfinden wird“, ließ VfB-Manager Horst Heldt gestern verlauten, „Markus Babbel vermittelt den Eindruck, dass er es kann.“ Ob das Bayern-Spiel die letzte Chance für den Trainer sein wird, ließ Heldt offen: „Es gibt keine Frist für ihn.“ Aber: „Die Situation ist nicht einfacher geworden.“
Am Abend zuvor hatte noch alles darauf hingedeutet, dass Babbels Tage beim VfB gezählt seien. Nach der 0:1-Niederlage beim Zweitligisten Greuther Fürth sprach Manager Horst Heldt einen Satz, der kaum einen anderen Schluss zuließ: „Das Spiel hätten wir schon gewinnen müssen.“ Das Pokal-Aus gegen eine Fürther Mannschaft, die flink und fleißig agiert hatte, aber auch nur eine echte Torchance hatte, war die fünfte Niederlage im fünften Pflichtspiel hintereinander. Der ursprüngliche Plan, nach dem Heimspiel gegen die Bayern Bilanz in der Causa Babbel zu ziehen, schien obsolet. Die Ankündigung von Manager Heldt, man werde sich am Mittwoch zusammensetzen und „das weitere Vorgehen besprechen“, klang bereits nach einer früheren Trennung.
Vielleicht war es Jens Lehmann, der seinem Trainer den Job rettete. Der Torhüter hatte nach der Niederlage Babbels Fachkompetenz gelobt und gebeten, der Verein möge jetzt nicht „die Fehler der Spieler mit Fehlern des Trainers“ verwechseln. Letztere gebe es nicht. Seine Meinung kenne der Verein im Übrigen: „Ich plädiere für Kontinuität.“ Manager Heldt sieht das wahrscheinlich nicht anders. Auch er hält nachhaltiges Arbeiten für ein erstrebenswertes Ziel. Und auch er glaubt, dass Babbel im Grunde genommen beim VfB Stuttgart der richtige Mann am richtigen Ort ist. Er weiß aber auch, dass er die Verunsicherung von einer Mannschaft nehmen muss, die unrettbar in den gleichen Handlungsmustern verhaftet wirkt.
Wieder einmal hatte das Team auch in Fürth hoffnungsvolle Ansätze gezeigt: Es hatte schwungvoll angefangen, war auch nach dem schön herausgespielten Rückstand durch Bernd Nehrig (32. Minute) ins Spiel zurückgekommen und hatte alleine in der Schlussviertelstunde genügend Chancen, um die Partie noch klar für sich zu entscheiden. Doch die wurden samt und sonders in der für den VfB so signifikanten Mischung aus Pech und Dilettantismus vergeben. Allein Ciprian Marica und der eingewechselte Julian Schieber hätten die Partie noch problemlos zu einem deutlichen Auswärtssieg wenden können, aber vergaben ihre Chancen. „Ich weiß nicht, ob das noch Pech ist“, sagte Heldt, „wir schaffen es im Moment einfach nicht, aus zwei Metern den Ball über die Linie zu bringen.“ Dafür schafft man es immer wieder, sich im Spielaufbau selbst aus dem Takt zu bringen. Als in der Schlussviertelstunde Alexander Hleb völlig unbedrängt den Ball vertändelte und kurz darauf Serdar Tasci patzte, brauchte es keinen Balljungen, um Jens Lehmann aus der Fassung zu bringen.
Aber: Mannschaften, die gegen den Trainer spielen, treten anders auf. Andererseits: Der VfB spielt nun schon seit Wochen nach dem gleichen fatalen Muster: Man fängt schwungvoll an, verliert aber nach dem ersten Rückschlag den Faden und werkelt fleißig, aber uninspiriert und fehlerbehaftet vor sich hin.
Man kann sich derzeit nicht recht vorstellen, dass der Pflegefall VfB aus eigenen Kräften wieder auf die Beine kommt. Wie hatte Thomas Hitzlsperger doch so schön gesagt: „Der Trainer erreicht uns noch. Nur der letzte Satz – Geht raus und gewinnt – kommt bei uns wohl nicht an.“