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Archiv-Artikel

Gegen den Strom

Bund der Energieverbraucher gründet Regionalverband. HEW will über den Jahreswechsel hinaus Preise stabil halten. Stadtreinigung nimmt auf ehemaliger Mülldeponie die größte Solarstromanlage der Metropolregion in Betrieb

von Gernot Knödler

HEW/Vattenfall will seine Strompreise bis über den Jahreswechsel hinaus stabil halten. Wie HEW-Sprecher Ivo Banek der taz bestätigte, sollen die Preisanstiege an der Strombörse in Leipzig zunächst nicht an die Privatkunden weitergegeben werden. Vor dem Hintergrund der immer teurer werdenden fossilen Energieträger gewinnt das Thema Energiepolitik mächtig an Bedeutung. Auf Anregung der Bürgerinitiative gegen Energiepreiserhöhungen wollte der Bund der Energieverbraucher gestern Abend einen Hamburger Regionalverband gründen. Von der Zusammenarbeit erhofft sich die Initiative höhere Schlagkraft.

Beim Thema Strompreise verwies Banek auf das extreme Schwanken des Börsenpreises, dem der Privatkundentarif nicht folgen könne. Die von Vattenfall-Vorstandschef Klaus Rauscher ausgesprochene Preisgarantie basiere auf einer unternehmenspolitischen Entscheidung. „Im jetzigen Klima, wo viele Leute ohnehin Schwierigkeiten haben, wollen wir keine Preiserhöhungen machen“, sagte Banek mit Blick etwa auf die explodierenden Benzinpreise.

Wie lang HEW/Vattenfall die Preise im neuen Jahr stabil halten werde, sei offen. Eine Vielzahl von nicht vorauszusehenden Faktoren könne zu einer Preisanpassung zwingen. Dazu gehöre die von der CDU im Falle einer Regierungsübernahme im Bund angekündigte Mehrwertsteuer-Erhöhung um zwei Prozentpunkte.

Allzu groß dürfte der Spielraum der HEW für Preiserhöhungen allerdings nicht sein: Ihr billigster Tarif „hew future“ schafft es im Vergleich des Strompreisrechners von www.verivox.de bei einem durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt (2.600 Kilowattstunden Jahresverbrauch) nur auf Platz acht. Dahinter folgt der erste Ökostrom-Anbieter.

Die Stromausfälle im August, bei denen Teile Poppenbüttels zwölf Stunden ohne Elektrizität auskommen mussten, bezeichnete der Sprecher als Einzelfall: „Das hat keiner der Kollegen hier jemals erlebt.“ Fast gleichzeitig seien in einer Versorgungsstrecke vier Kabelschäden aufgetreten. Während ein Gebiet im Pannenfall normalerweise aus einer anderen Richtung versorgt werden könne, sei der betroffene Stadtteil in diesem Fall völlig isoliert gewesen. Banek: „Man musste wirklich aufgraben und das Kabel austauschen.“ Solchen Vorfällen zum Trotz sei der Grad der Versorgungssicherheit im weltweiten Vergleich spitze.

Ein besonderes Auge auf solche Entwicklungen hat der Bund der Energieverbraucher, der künftig in der Region stärker auftreten möchte. Die Verbrauchervereinigung, die selbst Mitglied im Bundesverband der Verbraucherzentralen ist, hat nach Angaben ihres Vorsitzenden Aribert Peters bereit seit langem Mitglieder in Hamburg. Die Anregung der Bürgerinitiative komme dem Verein entgegen. Er gewinnt auf diese Weise neue Mitglieder, die bereits energiepolitisch aktiv sind: Zurzeit sammelt die Bürgerinitiative Unterschriften gegen die jüngsten Gaspreiserhöhungen. 450 Unterschriften habe man bereits beisammen, sagt Jürgen Stopel von der Initiative. Am kommenden Sonnabend sammelt sie von 16 bis 19 Uhr am U-Bahnhof Osterstraße.

Ein Anschluss an den Bund der Energieverbraucher ermögliche es der Initiative, auf die erprobten Strukturen und das Fachwissen des Verbrauchervereins zuzugreifen, sagt Stopel. Er verschaffe der Initiative ein größeres Gewicht und Kontakt zu den Mitgliedern des Verbrauchervereins in der Region.