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Vergessliche Brut

Gestern war Muttertag – ein Tag der Tränen

Foto: Muttertagsfoto: reuters

Wimmer, schnief, heul … – ja, so geht es zu heute an manch einem von Tränen der Trauer erfüllten Ort dieser Republik, wo einsame und vergessene Mütterlein noch immer vor dem Telefon hocken und nach elend durchwachter Nacht auf einen Anruf ihrer Nachkommenschaft warten. Doch diese liederliche, versoffene Bande aus Hipstern, Nerds und Studenten hat wieder einmal den Muttertag schnöde verschwitzt. Keine Blumen, keine Pralinen, kein Geschenk hat die traurige Mutti bekommen, nicht einmal ein Lebenszeichen wurde ihr zuteil. Den lieben, langen Sonntag hat sie brav und tapfer an das Gute in ihrem Kinde geglaubt, doch es war vergeblich, umsonst, zwecklos. Lieber hat sich die Brut dem Tanzvergnügen hingegeben, dem Rauschgiftgenuss und der europäischen Schlagersingerei, um danach durchzupofen bis in die Puppen und den leeren schweren Kopf zu pflegen. Nur eine wahre Mutter weiß von der dunklen Seite ihrer Sprösslinge und vergibt doch alles, wie allein ein Mutterherz es kann. Das vergessliche Gesindel aber sollte sich am heutigen Montag abgrundtief schämen und sofort zum Telefon stürzen. Sofort! Ruft eure bemitleidenswerten Mütter an!

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