: Seetransport wie anno dunnemals
Alter Segler bringt Öko-Kaffee nach Hamburg
Von Gernot Knödler
Ein Frachtsegler wird am Montag im Hamburger Hafen entladen und knüpft damit an eine Tradition an, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg endete. Der Schoner „Avontuur“ bringt ökologisch angebauten Kaffee und Kakao aus der Karibik, der somit auch noch komplett umweltfreundlich transportiert wird. Fürs korrekte Entladen im Hafenmuseum am Bremer Kai stehen Freiwillige bereit und die Auftraggeber, etwa Leute vom Hamburger Kaffeekollektiv El Rojito.
Ganze 18 Tonnen Ladung sollen so von zwölf bis 18 Uhr auf traditionelle Weise gelöscht werden. So viel fasst ein einziger Standardcontainer, der von einem Kran binnen Minuten vom Schiff gehoben wird und von dem bis zu 20.000 Stück auf einem großen Containerschiff stehen. Die „Avontuur“ trägt maximal 114 Tonnen Ladung.
„Das ist Folklore von Enthusiasten“, räumt der Hamburger Heinz Otto ein, der sich seit Jahrzehnten für die Windenergie und windgetriebene Schiffe einsetzt. Für Frachtschiffe mit moderner, automatisch betriebener Takelage gebe es zwar Konzepte, aber noch befahre keines davon die Meere. Allerdings beweisen zwei spektakuläre Yachten wie die „Maltese Falcon“ und die mehr als 100 Meter lange „Black Pearl“ bereits, dass solche Konzepte funktionieren.
Die „Avontuur“ wird von der Firma Timbercoast mit Sitz in Elsfleth bei Bremerhaven betrieben. Kapitän und Gründer ist Cornelius Bockermann, der früher selbst auf großer Fahrt war und festgestellt hat, wie stark der konventionelle Seeverkehr die Umwelt belastet. Nach Angaben des Umweltbundesamtes hat der weltweite Schiffsverkehr 2012 mehr klimaschädliches CO2 ausgestoßen als Deutschland.
Timbercoast geht es darum, „im globalen Frachtverkehr ein Zeichen für die Nachhaltigkeit zu setzen“. Die „Avontuur“ wirft ihren Diesel deshalb nur für Manöver im Hafen an. Und die Leute von El Rojito bringen den Kaffee, der von einer ökologischen Kooperative in Nicaragua angebaut wurde, mit Lastenrädern in die Stadt. Zur Finanzierung vertreibt Timbercoast auch eigene Produkte wie Honig, Salz und Rum.
Die 1920 gebaute „Avontuur“ war bis 2005 zwischen der Nord- und Ostsee unterwegs und wurde danach zu einem Küstenmotorschiff umgerüstet. 2014 bis 2016 verwandelte sie Bockermann mit der Hilfe von 160 Freiwilligen aus der ganzen Welt wieder in einen Frachtsegler.
Das Schiff wird auch beim Hamburger Hafengeburtstag an diesem Wochenende zu sehen sein. Ein zweiter Frachtsegler sei bereits in Planung, sagt Timbercoast-Sprecherin Deike Bemmer.
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