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Galerie WeddingDas Ich als Projektionsfläche: Simon Fujiwaras „Joanne“

Simon Fujiwara, „Joanne“, 2016 (Installationsansicht) Foto: A. Rossetti

Simon Fujiwaras „Joanne“ hat das Zeug zum modernen Aschenputtel: Eine Frau, schön wie ein Hollywoodstar, schlägt die Medienmaschinerie mit ihren eigenen Waffen. Als im Jahr 2011 Oben-ohne-Fotos von Simon Fujiwaras ehemaliger Kunstlehrerin Joanne Salley auftauchten, wurde diese zum Ziel einer bösartigen Hetzkampagne. Sie musste das Jungeninternat verlassen, an dem sie unterrichtete, kämpfte mit Depressionen. Fünf Jahre später drehte Fujiwara gemeinsam mit ihr den Spieß um: Sein Video und die Fake-Werbekampagne, die er mit ihr als Model aufnahm, spielen mit Strategien des Brandings. Chamäleonartig geriert Joanne als sportlich-starke Frau, perfekt und vermeintlich authentisch wie eine Social-Media-Influencerin. Das Ergebnis ist so manipulativ wie entlarvend. Schon gar in der Galerie Wedding mit ihren großen Fensterfronten zur Müllerstraße wird die Ausstellung, wie auch Joanne selbst zur Projektionsfläche für brennende Themen unserer Zeit. Es geht um Macht und Ohnmacht, um Moral, Genderrollen und Authentizität. bsh

Bis 25. 5., Di.–Sa. 12–19 Uhr, Müllerstr. 146-147

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