: Kubas Hancock
CUBAN JAZZ Charmant und salopp: Roberto Fonseca ist der Jazz-Wunderknabe der Karibikinsel
Entspannt sitzt Roberto Fonseca auf dem Klavierschemel und begleitet das Solo von Javier Zalba. Ein leises Wispern aus dem Publikum im Jazz-Café an Havannas Uferpromenade, dem Malecón, ist zu hören. Das wird lauter, bis Roberto Fonseca mit einem beherzten Griff in die Tasten und einem scharfen Zischen dem respektlosen Getuschel Einhalt gebietet. Der stets charmante und so saloppe Musiker an den Tasten kann auch anders und nach nunmehr zwölf Jahren als Bandleader von „Temperamento“ weiß er, wie er seiner Band und ihren Musikern die nötige Aufmerksamkeit verschafft.
Das Wunderkind des kubanischen Jazz ist den Kinderschuhen entwachsen, gemeinsam mit seinem Freund und Maestro Javier Zalba bildet er das kongeniale Duo im Zentrum der Band. Die ist in Havanna regelmäßig zu sehen, denn Fonseca genießt die „magischen Momente mit dem Publikum“. Jeder Auftritt ist für den 35-jährigen Pianisten, dessen Markenzeichen die pfiffigen Hüte sind, etwas Besonderes. Und Getuschel im Publikum kann er nicht gebrauchen, wenn er zum Solo in die Tasten greift. Locker und souverän wirkt der tiefreligiöse Musiker dann und das hat ihm Vergleiche mit den großen der Zunft – mit Chucho Valdés, der Ikone des Jazz cubano, oder dessen Vater Bebo, dem Methusalem an den Tasten, eingebracht.
Das ehrt den Nachwuchsstar zwar, aber sein Spiel mit dem der beiden zu vergleichen, macht für ihn keinen Sinn. „Ich komme aus einer anderen Ecke. Meine Mutter hat mir die Klassik und den Bolero nahe gebracht, mein Vater die afrokubanische Musik beigesteuert.“ Das schimmert im Spiel von Roberto Fonseca durch und nicht zu überhören ist auch seine Vorliebe für Funk. Vorbilder wie Herbie Hancock und Oscar Peterson stehen Pate und Stücke wie „Fragmento de Misa“ belegen das eindrücklich.
Die Infektion mit dem Rhythmus erfolgte über die beiden großen Brüder, ebenfalls Musiker, aber ohne das große Talent von Robertico. Der spielte schon mit 15 Jahren beim „Plaza Havanna Jazz Festival“ und gilt seitdem als Ausnahmetalent. Zwanzig Jahre, davon zwölf an der Seite vom ehemaligen Irakere-Saxofonisten Javier Zalba, haben Roberto Fonseca zum Herbie Hancock der Insel reifen lassen.KNUT HENKEL
■ Mo, 2. 11., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36