meinungsstark
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Müllabfuhr arbeitet nur mittwochs

„Wenn ihr denkt wie die Kinder“, taz vom 21./22. 4. 18

Die taz war nie eine bierernste linke Postille und ich schmunzele oft bei Toms Touché und bei Ralf Sotschecks Beiträgen. Aber die Seite 25 von gestern – „Was Kinder glauben“ – war einsame Spitze; wir haben Tränen gelacht. Vielen Dank an die Wochend-taz. Rollie Jäger, Krefeld

Ohne Arbeit ist das Leben nix wert?

„Leistungsschau der Ideen“, taz vom 23. 4. 2018

Die beiden Textschreiberinnen fragen sich, was ein arbeitsbefreiter Mensch wert ist und woran, wenn nicht an seiner Arbeit, ein Mensch gemessen werden soll. Wie bitte?

Der Wert eines Menschen wird – ganz selbstverständlich – gemessen? Und ausgerechnet noch an seiner Arbeit?

Je nach Definition ist man da doch ganz schnell bei der Einteilung in wertes und unwertes Leben. Oder bei nützlichen und nicht nützlichen Menschen. Und wenn ein Mensch durch Arbeit viel Geld verdient, ist er dann auch mehr wert – und für wen? Und das soll auch noch das Unbehagen beim bedingungslosen Grundeinkommen auslösen?

Ich frage mich, was Befindlichkeiten in dieser Debatte zu suchen haben. Ganz schön krude Gedankengänge, und vermutlich fühlen sich die Autorinnen völlig missverstanden. Dann aber sollten sie nicht so ein unreflektiertes Gefasel absondern. Renate Gatz, Gau-Algesheim

SPD: Prinzipienloser Pragmatismus

„Wenn Wunder möglich wären“, taz vom 21. 4. 2018

Diese Analyse über die künftige personelle Ausrichtung der SPD greift zu kurz.

Die Zukunft der Partei hängt nicht nur davon ab, wer jene in den nächsten Jahren an der Spitze repräsentieren wird. Schließlich erfordert ein glaubhafter Neuanfang, dass sich die gesamte Führungsriege als solche stärker hinterfragt, da hier nicht erst beim Wahlkampf von Martin Schulz der Teamgeist gefehlt hat und es eben doch ein unreflektiertes „Weiter so“ widerspiegelt, wenn etwa der sogenannte Vizekanzler Olaf Scholz seine Rolle als Finanzminister einfach nur als „Schäuble-Klon“ interpretiert.

Deshalb müsste das eigentliche Wunder, um jemals wieder Vertrauen zurückzugewinnen, darin bestehen, dass man vom falschen Politikverständnis eines „prinzipienlosen Pragmatismus“ Abstand nimmt, bei dem selbst elementare Gewissensentscheidungen wie zum Beispiel beim Paragrafen 219 a mittlerweile dem Koalitionsfrieden geopfert werden. Rasmus Ph. Helt, Hamburg

„Außen aber ist Wirrnis, Dunkelheit“

„Verschluckt vom Dienstleistungsgewerbe“,

taz vom 14./15. 4. 2018

Liebe Frau Müller, ich habe den ersten Absatz Ihres Artikels inzwischen mindestens zehnmal gelesen, zuerst stutzend, verwundert im Lesen innehaltend, dann mir misstrauend, zur Kontrolle, an folgenden Tagen dasselbe wieder.

Aber auch nach einer Woche bleibe ich bei meinem ersten Eindruck: Ihr erster Absatz, genauer die ersten beiden Sätze, haben starke poetische Qualitäten. Sie besitzen eine wunderbare Melodie, Sprachrhythmus.

Und außerdem folgt dann auch noch auf den hoffnungsfrohen Aspekt, „mit leckeren Düften und höflichen Menschen“, abrupt eine Zäsur (mit Betonung auf der ersten Silbe!), ein fast biblisches Dröhnen: „Außen aber ist Wirrnis, Dunkelheit, Nichteinzuordnendes.“ Das erinnert ich an antike griechische Tragödien.

Und so was in einer „einfachen“ Buchrezension („Die Ladenhüterin“), was für eine gut versteckte Perle! Ich werde mir natürlich das Buch kaufen, aber die literarische Qualität der Rezension hängt im Allgemeinen nur bedingt mit dem besprochenen Buch zusammen.

Aber ich werde Ihnen keinen Vorwurf machen, sondern mich noch ein paar Mal an Ihrer Poesie berauschen.

Wolfgang Martin-Beyer, Mainz