brief des tages:
Bayerische Weisheiten
„Der letzte Bayer“, taz vom 4. 4. 18
Grüß Gott, Herr Seeßlen, bisher hat’s mich immer ein Stück weit weitergebracht, Ihr Blick aufs Ganze! Doch mit der Marieluise Fleisser würd’ ich angesichts der bayerischen Art von Weisheit, die Sie da neuerdings über uns ausgebreitet haben, doch gebeten haben, uns mit dem Schmarrn in Ruhe zu lassen! Ob nun Bayern seit Jahr und Tag ein Freistaat, obendrein ein Verfassungsstaat, vielmehr nicht am ehesten eine Erfindung syrischer Kelten oder bogenschützender Frauen gewesen und gar revolutionäre Neu-Erfindung eigener Geister mit Bierkrug – hä?
Wer möchte das denn schon ungenauer wissen – etwa der letzte Bayer, der statt einem bundesdeutschen Innenmysterium nun einem bayerischen Heimatmuseum vorschwebt? Einer, der was von bayerischer Weisheit versteht, der Karl Valentin, hätte folgendes sicherlich auch hierzu nicht ungesagt sein lassen, nämlich: „Ob so oder so, im Falle es könnte oder es ist, da erklärlicherweise in Anbetracht oder vielmehr, warum es so gekommen sein kann oder muß, so ist kurz gesagt kein Beweis vorhanden, daß es selbstverständlich erscheint.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufaken!Helga Schulze-Kämper, Bielefeld
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