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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

Fünf Jungs, die in speziell entwickelten Kampflaufrobotern den Bandnamen-gebenden maskierten Erzschurken und galaktischen Unterdrücker bekämpfen, der die Erde mit einem Raumschiff mit riesiger Strahlenkanone angreifen will … Wohin die Reise mit Zechs Marquise geht, macht nicht nur das inspirierende Anime- und Manga-Universum, sondern schon ein kurzer Blick auf geographische Herkunft und Personal jener kämpferischen Kombo deutlich, die am Sonntagabend im Hafenklang ihr schon letztes Jahr erschienenes zweites Album „Getting Paid“ vorstellt: Gleich drei Rodríguez-López-Brüder spielen in dem Quintett aus El Paso und zumindest Schlagzeuger Marcel trommelt auch im Experimental-Progrock-Zauberkasten The Mars Volta des übergroßen Bruders Omar. Entsprechend turbulent und nicht minder erfindungsreich gehen die texanischen Psych-Progrocker ans Werk. Da klingt nicht nur jede Menge Hip-Hop und Proto-Funk unter blubbernd-quirligen Synthies, schlingernden Gitarren und Roboter-Stimmen durch, sondern auch eine große Liebe für die Frühphase des Free Jazz und den Art-Punk der späten 70er. Und eben für jenen wunderbaren Mathematik-Rock, mit dem man so ganz und gar nicht rechnen kann. So, 21. 10., 21.30 Uhr, Hafenklang, Goldener Salon, Große Elbstraße 84

Angenehm unberechenbar, wendig und überhaupt mit allen Popmusik-Wassern gewaschen zeigt sich auch Ken Stringfellow (Foto) auf seinem aktuellen Solo-Streich „Danzig in the Moonlight“, mit dem er heute in der Hasenschaukel zu Gast ist. Der 43-jährige chronisch unterschätzte Herzblut-Musiker spielt sich mit seinem Power-Pop-Outfit The Posies schon seit Ende der 1980er regelmäßig auf so hohem Songschreiber-Niveau tief in die Kritikerherzen und umso weiter am kommerziellen Erfolg vorbei, dass man ihm zumindest seinen kleinen Ruhm als beständiger R.E.M.-Wegbegleiter und Big Star-Wiederbeleber inständig gönnt. Fünf Jahre hat sich Stringfellow für sein viertes Album Zeit gelassen und dabei jeden Song ganz für sich sein und reifen lassen und am Ende eine kleine, detailverliebte Schatzkiste voller bemerkenswerter Vielseitigkeit, kleiner Folk-, Soul- und Progrock-Abenteuer und vor allem viel Intimität vor sich gehabt. Die auch beim Hören ihre Zeit braucht, bis jede Nuance schillert und jubiliert – und umso mehr belohnt. Ganz große Pop-Freiheit. Do, 18. 10., 21 Uhr, Hasenschaukel, Silbersackstraße 17 ROBERT MATTHIES