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Archiv-Artikel

Klingelnde Klangkonfrontation

GLOCKENLABOR Der Elektronikproduzent Pantha du Prince präsentiert auf Kampnagel die Symphonie „Elements of Light“ mit seinem Glockenspiel-Projekt The Bell Laboratory

Auf der Bühne steht unter anderem ein drei Tonnen schweres Carillon

VON ROBERT MATTHIES

Klirrend und dumpf, klingelnd und im Hall verschwindend, rückwärts gespielt und gedehnt, zerlegt und neu zusammengefügt, übereinandergeschichtet und repetitiv hintereinander gelegt. Schon auf seinem dritten Album „Black Noise“ hat der Elektronik-Produzent Hendrik Weber alias Pantha du Prince – einst unter anderem Bassist der Hamburger Indietroniker Stella und mit seinen Minimal Techno- und Microhouse-Veröffentlichungen früh eines der Aushängeschilder des einflussreichen Hamburger Dial-Labels – vor zwei Jahren alle Möglichkeiten durchgespielt, die im Klangverhalten und Zusammenspiel von Glocken stecken.

Indem er sich etwa dem typischen Dopplereffekt und den charakteristischen obertonfremden Frequenzen digital unter anderem mit physikalischer Modellierung angenähert hat und das Ergebnis anschließend wieder verfremdet hat. Viel Applaus gab es für das komplexe Album zwischen Tanzfläche und Kunstklangausstellung und 2011 schließlich den wohlverdienten Echo-Kritikerpreis.

Nicht weit war da der Schritt zum Projekt „Bell Laboratory“, das Weber noch im selben Jahr gemeinsam mit dem norwegischen Komponisten, Dirigenten und Elektroakustiker Lars Petter Hagen initiiert und schließlich unter anderem mit Martin Horntveth vom norwegischen Nu-Jazz-Clan Jaga Jazzist, dem ehemaligen Madrugada-Trommler Erland Dahlen, dem Perkussionisten Heming Valebjørg und dem Carillonneur des Osloer Rathauses Vegar Sandholt weiterentwickelt hat.

Auf der Bühne stehen dabei neben Webers Sampler unter anderem ein gewaltiges, drei Tonnen schweres Carillon mit fünfzig Röhrenglocken, eine Marimba, Klangvasen, Bronzebecken und ein Schlagzeug, mit denen das Septett am Samstag auch auf Kampnagel seine komplexe Symphonie „Elements of Light“ aufführt, die letztes Jahr im August beim Osloer Øyafestivalen Premiere gefeiert, im September bei der von Weber kuratierten Avantgarde- und Clubmusik-Konfrontation „Kunst als Klang“ in der Berliner Galerie Vittorio Manalese und vor drei Wochen beim TodaysArts-Festival im Den Haager Lucent Danstheater für begeistertes Staunen gesorgt hat.

■ Sa, 20. 10., 21 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20