unterm strich
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Der tschechische Regisseur Juraj Herz ist am Sonntag im Alter von 83 Jahren gestorben. Herz war einer der wichtigsten Vertreter der tschechoslowakischen Neuen Welle, einer Filmströmung der sechziger Jahre, die mit absurdem Humor die sowjetische Zensur unterwanderte und dem Prager Frühling den Weg bereitete. Im Gegensatz zu Kollegen wie Miloš Forman blieb Herz nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten im Land. Sein Film „Der Leichenverbrenner“ (1969), heute wohl sein bekanntester, wurde dann auch gleich nach der Premiere verboten, wegen „Kritik am Konformismus“, und konnte erst wieder nach 1989 gezeigt werden. Die schwarze Komödie, die von dem Angestellten eines Krematoriums handelt, der seinen Beruf mit zweifelhafter Begeisterung ausübt, gilt heute als Klassiker. Herz’letzter Film, „Habermann“, erschien 2010.

Eine für die Kunstwelt bahnbrechende Nachricht kommt derweil aus New York: Die beiden Werke „Frau mit schwarzer Schürze“ und „Frau, das Gesicht verbergend“ des österreichischen Expressionisten Egon Schiele wurden per Gerichtsurteil den Erben des ­Holocaust-Opfers Fritz Grünbaum zugesprochen. Die Nachkommen des Kabarettisten aus Österreich, der 1941 im KZ Dachau starb, hatten die Bilder vor drei Jahren bei einer Kunstmesse am Stand des Galeristen Richard Nagy entdeckt und daraufhin einen Anwalt eingeschaltet. Insgesamt 450 Werke, darunter 80 Schiele-Gemälde, die in Grünbaums Besitz waren, wurden von den Nazis geraubt und konnten bis heute nicht vollständig restituiert werden.

Unterdessen reißt die Debatte um die Echo-Nominierung der beiden Rapper Kollegah und Farid Bang nicht ab. Trotz Antisemitismus-Vorwürfen wegen der Zeile „Mein ­Körper definierter als von ­Auschwitzinsassen“ aus ihrem Song „0815“ bleiben beide weiter für ihr gemeinsames Album in zwei Kategorien nominiert. Das hat der Ethik-Beirat des Preises entschieden. Dieser war eingeschaltet worden, nachdem die Bild-Zeitung zunächst darüber berichtet hatte. Farid Bang entschuldigte sich daraufhin bei Betroffenen und wies alle Vorwürfe von sich. Kollegah hingegen sprach von einer „gezielten Hetzkampagne“ gegen ihn und versuchter Zensur an seiner Musik. Derweil kündigte die Echo-Geschäftsführerin an, dass die Debatte „voraussichtlich auch ein Thema der Sendung sein“ werde. In welcher Form, sei noch unklar.