taz-Thema der Woche

Der Anstieg der Strompreise

■ betr.: „CSU will Staatsbank …“, taz vom 17. 10. 12

Mit dem Vorschlag der CSU die Stromkosten mit Hilfe der Förderbank zu begrenzen usw. wird die Diskussion noch abenteuerlicher, als sie eh schon ist. Derweil wäre genau das Gegenteil zu machen: Die teure Offshore-Windkraft, die inzwischen in etwa gleich viel kostet und in absehbarer Zeit teurer sein wird als Photovoltaik, massiv einzuschränken und die preisgünstige Onshore-Windkraft auszubauen. Allein durch Repowering der schon bestehenden Windkraftanlagen an Land ließe sich der Windstromanteil an der Gesamtstrommenge verdreifachen. Und es sind weniger Netze erforderlich. ARTUR BORST, Tübingen

■ betr.: „Guter Strom ist teuer“, taz vom 16. 10. 12

Ganz verkehrt sind die in dem Artikel geäußerten Ansichten nicht. Doch die eigentlichen Probleme liegen in einer Zeit, in der Firmen ihren Stromverbrauch künstlich steigern, um von der EEG-Umlage befreit zu werden, und die Aluminiumindustrie in Deutschland sogar noch expandieren will, wahrlich nicht bei den Privatkunden. Bei einem Wirtschafts-Propagandaorgan wie der FAZ oder dem Handelsblatt würde man sich über das Herumprügeln auf dem „Verbraucher“ nicht wundern. Bei der taz muss man sich aber schon fragen: Was zur Hölle sind die Motive des Autors?

KILIAN BECKER, Wegscheid

■ betr.: „Guter Strom ist teuer“ u. a., taz vom 16. 10. 12

Natürlich sind hohe Strompreise in Wirklichkeit wünschenswert, weil sich nur so der Umwelt zuliebe Stromsparen lohnt. Aber andererseits muss hinterfragt werden – während nur einseitig die Ökostromumlage als Preisfaktor hochgespielt wird –, warum die Strompreise bei uns insgesamt so hoch sind. Zum Beispiel verlangen die Stadtwerke München im Normaltarif M-Strom-privat 22,11 Cent/kwh. Ich bin auch Stromkunde bei Energieapolar in Rovaniemi, Lappland. Dort kostet der Haushaltsstrom nur 9,64 Cent/kwh. Da die Kosten für die Erzeugung dort nicht viel niedriger als hier ausfallen dürften, kann der Preisunterschied nur in exorbitanten Gewinnmargen und ineffizienten Systemen der Stromkonzerne und Lieferanten hierzulande begründet sein. OTTO SCHLICHTMEIER, München

■ betr.: „Bekennt euch zu hohen Preisen!“, taz vom 15. 10. 12

Der Autor macht genau das, was Herr Altmaier & Co. diskutieren: ein systemisches Problem individualisieren. Der Einzelne soll Strom sparen, während Unternehmen dazu angeregt werden, mehr zu verbrauchen, um von der EEG-Umlage befreit zu werden. Ab 2013 wird die Zahl der befreiten Unternehmen noch steigen. Quietschen tut dann nur noch einer, der private Verbraucher, der nicht mehr weiß, an welcher Stelle er noch sparen soll. Systemische Problemlösungen bewegen sich immer im Schnittpunkt unterschiedlicher Interessenfelder und damit verbundener Ziele. Sind halt komplexe Themen, Optimierungsprobleme. Und dazu braucht es die Fähigkeit des (und den Willen zum) komplexen Denken/s. Scheint im Moment Mangelware zu sein. MORF, taz.de

■ betr.: „Mehr Nutzen als Kosten“, taz vom 15. 10. 12

Ich denke, die ökologische Wende ist ein interessantes Projekt. Doch sollte man immer dann vorsichtig werden, wenn bestimmte Glaubenssätze als hegemoniale Handlungsmaximen Eingang in die gesellschaftliche Praxis finden. Im Fall der Ökologie sehe ich diese Gefahr mittlerweile als gegeben. Mit dem Verweis auf die Ökologie wird gegenwärtig sowohl die neue Form des Kapitalismus geschaffen als auch eine neue Form der Vormundschaft durch den Staat etabliert. Wenn nun neuer Kapitalismus und neue Staatsgläubigkeit zusammenkommen – also wirtschaftliches und staatlich-politisches System in einer solchen Harmonie gegen die Interessen des einzelnen Individuum stehen –, ist es immer noch die Freiheit des Einzelnen gewesen, die am Ende verloren hat. MEINNAME, taz.de

■ betr.: „5,277 Cent pro Kilowattstunde“, taz vom 15. 10. 12

Irgendwer muss ja die privaten Solaranlagen auf den Häusern und Villen der Reichen bezahlen und die Subventionen für die Industrie übernehmen. In einem Land in dem demokratisch gewählte Politiker nur noch als Handlanger der Reichen und Superreichen fungieren, derweil das Volk jede Kröte willenlos schluckt, kann es nur noch schlimmer werden.

Gäbe es Solidarität und Widerstand bei der betroffenen Bevölkerung, könnte man zum Beispiel analog zu den Montagsdemonstrationen zu einem bundesweiten Stromboykott aufrufen. Dergestalt, dass zum Beispiel jeder empörte Bürger einfach jeden Montag für sechzig oder hundertzwanzig Minuten zur gleichen Zeit den Verbrauch auf null reduziert, indem die Sicherungen einfach für diesen Zeitraum herausgedreht würden.

Die daraus resultierenden finanziellen und technischen Schäden gegenüber der Strommafia würden schon zum Umdenken zwingen. Dafür bräuchte der bequeme Michel nicht einmal auf die Straße zu gehen.

AURORA, taz.de

■ betr.: „Der Verbraucher zahlt sich grün“, taz vom 15. 10. 12

Der Verbraucher zahlt sich grün und ärgert sich schwarz dabei! Das ist wieder so ein gewaltiger Coup, um den Bürgern zu zeigen, wo es langgeht im Lande. Immer wieder wird deutlich, der Bürger ist die Melkkuh der Nation, er kann sich ja nicht wehren, weil rechtlos. Alle anderen verdienen sich eine goldene Nase bei der Energiewende. Es wird dem Bürger sehr eindrucksvoll und plausibel klargemacht, zum Nulltarif kann er es nicht bekommen. Das glauben auch noch die Leute. Dafür werden etwa 600 Firmen und Betriebe die Energiewende zum Schnäppchenpreis bekommen. Auch durch den höheren Strompreis setzt das wieder eine Welle an Erhöhungen der Preise in Gang und die werden wieder durchgereicht, bis ganz unten. Also wird alles noch mal so teuer, nicht nur der Strompreis der Bürger. Gab’s da nicht mal die Aussage, gleiches Recht für alle, doch das war noch in der alten BRD, wo es noch Politiker vom alten Schrot und Korn gab, die das eigene Volk nicht vergaßen! OTT-ONE, taz.de

■ betr.: „Die Strompreislüge“, taz vom 15. 10. 12

Die Umstellung unseres Industriestaates auf 100 Prozent erneuerbare Energie ist möglich! Daran glaubt heute ein Großteil unserer Gesellschaft. Diese positive Stimmung sollte nicht zerredet, sondern genutzt werden, um das bisher so erfolgreiche EEG kreativ weiterzuentwickeln. Parallel zu dem weiteren raschen Ausbau von Windenergie- und Photovoltaikanlagen ist es vor allem notwendig, für die dezentrale Zwischenspeicherung von Strom Rahmenbedingungen so zu setzen, dass die bereits entwickelten Techniken auch zum breiten Einsatz kommen. Dadurch kann Solarstrom auch nachts und Windstrom bei Flaute genutzt werden. Das kostet Geld, aber die regelmäßigen Strompreissteigerungen werden erst recht nicht aufhören, wenn wir weiter auf endliche fossile Energien setzen, weil diese immer knapper und teurer werden. Der Strompreis wird sich mittelfristig stabilisieren und langfristig sinken, wenn wir auf erneuerbaren Energie umstellen, denn die Anlagentechnik wird preiswerter und Wind und Sonne sind bekanntlich kostenlos.

Die Politik sollte sich bewusst sein, welche großartigen Zukunftschancen sie mit dem EEG eröffnet hat, und das Gesetz pflegen. Die Nebenwirkungen des EEG, vor allem die steigenden Strompreise und deren Auswirkung für sozial Benachteiligte, sind bei gutem Willen lösbar. Allein die Mehrwertsteuer auf die EEG-Umlage würde wohl ausreichen, um die Grundsicherung so zu erhöhen, dass die Mehrkosten aus dem EEG mehr als ausgeglichen würden.

EDUARD ARBACH, Schleiden

■ betr.: „Wir brauchen mehr Sonnenstrom“, taz vom 14. 10. 12

Volker Quaschning will ernsthaft mit Solaranlagen das Energieproblem lösen. Nebst dessen, dass man sich im Bereich Solar noch im Steinzeitalter befindet, hat die Bundesregierung mit 30 Jahren Subvention von Bergarbeitern alles falsch gemacht. Hier wurden Luxusabfindungen, Gehälter und kostenlose Kohle für alle Mitarbeiter als Motto ausgegeben. Jeder Bergarbeiter könnte besser mit der kompletten Familie auf Mallorca in den Urlaub geschickt werden, als ihn arbeiten zu schicken. Was hier für Gelder versenkt wurden, ist unglaublich. Wenn man das Geld in innovative regenerative Forschung gesteckt hätte, könnte man jetzt schon ganz Deutschland mit kostenlosem Strom versorgen. Was das für Wettbewerbsvorteile hätte, kann sich keiner vorstellen. Leider wird Energiepolitik von Lobbyisten und Politikern gemacht. SUBVENTIONSGAU, taz.de

■ betr.: „Bekennt euch zu hohen Preisen!“, taz vom 15. 10. 12

Wie wär’s denn mal mit einer demokratischen und die freie Wirtschaft unterstützenden Variante: Jeder kann seinen Strom da einkaufen, wo er will, und zu dem Preis, den der Anbieter verlangt?

Wir haben hier eine bescheuerte Planwirtschaft aufgebaut, anstatt Anwendung und Forschung der Energieerzeugung deutlich zu trennen. Wer reißt denn die überflüssigen oder schädlichen Anlagen wieder ab?

Die Politik (grün, rot, schwarz) ist ein Haufen Dilettanten, die den Mist nicht auslöffeln müssen, sie bekommen ja ihren Lebensunterhalt in komfortablen Mengen vom Staat. Da hilft wohl nur abwählen.

Ein EEG zu erlassen, ohne dem Erzeuger aufzuzwingen, den Strom zu beliebigen Zeiten zu liefern, ist ein Schwachsinn ohnegleichen und die Vergütung im jetzigen Verfahren ebenso. Auf diese Art können wir nämlich nicht ein einziges Kraftwerk schließen.

Aber schnell und schlecht ist immer besser als überlegt und gut, oder? ENERGETISCH, taz.de

■ betr.: Bekennt euch zu hohen Preisen!“, taz vom 15. 10. 12

Volle Zustimmung, Energie muss teurer werden, um Sparanreize zu schaffen. Die höheren Energiekosten müssen bei Subventionierten natürlich berücksichtigt werden. Vielleicht durch eine Abwrackprämie für ineffiziente Geräte und nicht für Pkws (eine unökologische Entscheidung damals und nur gut gewesen für Reiche, die sich neue Autos leisten können). Hoffe, dass Deutschland irgendwann mal eine Regierung bekommt, die sowohl ökologisch als auch sozial handelt, aber mit der Bevölkerung … FRANK, taz.de

■ betr.: „Verbraucher zahlt Stromnetz“, taz vom 19. 10. 12

Ich finde das gut. Tatsache ist, dass Energiepreise noch viel zu hoch sind, man braucht sich ja nur auf den Straßen umsehen, wie viel Leute immer noch mit dem Auto fahren, anstatt aufs Fahrrad umzusteigen. Und wenn man sieht, was die Leute alles an technischen Geräten haben, Smartphone, Notebook, E-Book-Leser, riesige Fernseher usw. Da ist offensichtlich, dass Energie zu billig ist. Und auch das Gejammer der Hartz-IV-Empfänger kann ich nicht mehr hören, die sind doch die Vielverbraucher. ISOMATTE, taz.de

Die Strompreise werden für die privaten Haushalte im kommenden Jahr steigen. Die Umlagen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes steigen drastisch von 3,59 auf 5,27 Cent pro Kilowattstunde, das sind ungefähr 60 Euro mehr im Jahr für einen Dreipersonenhaushalt. Dem Ökostrom hilft jedoch nur ein Teil der EEG-Umlage auf die Beine. Rechnungen zeigen, dass mit der Umlage versteckte Kosten und die größten Stromfresser subventioniert werden. Andererseits sinken die Einkaufspreise für Strom an der Börse, was sich für die KundInnen entlastend auswirken könnte.

Zum Wahlkampfthema scheinen die Energiepreise nicht zu werden. PolitikerInnen aller Parteien scheuen klare Ansagen.

Und taz-Autor Bernhard Pötter meint, dass guter Strom teuer ist und nur wer sich zu hohen Preisen bekennt, kann Stromsparen wirklich einfordern und umsetzen.