Der Optimist

Wenn man eines Tages auf die Trainerkarriere von Felix Magath zurückblickt, dann wird man vielleicht sehen, dass der erstaunliche Meistertitel mit dem VfL Wolfsburg im Jahr 2009 die Klimax war. Danach geht es im Drama abwärts; es folgt Katastrophe, Untergang oder auch Happy End.

Was bei Magath rauskommt, ist noch nicht zu sagen. Jedenfalls ist der Tiefpunkt seines zweiten Wolfsburger Beschäftigungsverhältnisses als omnipotenter Fußballchef erreicht. Nach dem 0:2 gegen den SC Freiburg steht der VfL auf Platz 18, so tief wie nie mit Magath. Caligiuri (40., Foulelfmeter) und Schuster (84.) trafen für den SC.

Während die Freiburger das Konzept ihres Trainers Christian Streich eins zu eins auf den Rasen brachten, ist bei Wolfsburg nicht klar, ob das Problem daran liegt, dass die Spieler Magaths Strategie nicht umsetzen – oder dass sie sie umzusetzen versuchen. Magath sagt, er habe Freiburg über die Flügel ausspielen wollen, auf dem Feld sah man aber das übliche, ausrechenbare Flugballspiel, auf das Streich sein Team präzise vorbereitet hatte. Damit hat der VfL nach einem glücklichen 1:0 in Stuttgart in sieben Spielen noch zwei Remis geholt, zuletzt viermal verloren, bei 0:10 Toren, und selbst insgesamt zwei Tore geschossen. „Wenn sie so spielen wie heute, wundert mich das nicht“, sagte Freiburgs Torhüter Baumann.

Magath, 59, seit März 2011 wieder in Wolfsburg, hat einen drohenden Abstieg verhindert, ist aber seither mit einer intensivierten Variante seines Hire-and-Fire-Prinzips sportlich nicht vorangekommen, von Imageschäden für Volkswagen nicht zu sprechen. Abgesehen von Torhüter Benaglio gibt es im VfL-Team im Grunde keine Spieler mehr, die zusätzliche Qualität aus dem Gefühl schöpfen können, dass der Trainer ihnen vertraut. Startelf, Tribüne oder Amateurteam: Alles ist möglich. Nachdem Magath nach eigenen Angaben bisher versucht hat, ein Team um den Spielmacher Diego aufzubauen, ließ er ihn diesmal 90 Minuten draußen.

Magath sagt, er spreche ständig mit dem VW-Manager und Aufsichtsratsvorsitzenden Francisco Garcia Sanz: „Insofern bin ich auch sicher, dass der Aufsichtsrat mir Rückendeckung gibt.“ Entgegen allen Vorurteilen ist er ein Mann, der das Positive sieht. Auf die Frage, ob er durch den Fall ans Tabellenende zusätzliche Verunsicherung fürchte, sagte er: „Verunsichert waren wir ja schon. Ich glaube nicht, dass sich das noch steigern lässt.“

Die Anhänger riefen derweil nach Lorenz-Günther Köstner, dem aufrechten, aber antimodernen Trainer der VfL-Amateure. Zumindest aus ihrer Sicht muss es schlimm stehen um den VfL.  PETER UNFRIED