: „Rasse“ durch „Ethnie“ ersetzt
betr.: „Die Lage im Süden“, taz vom 6. 9. 05
In dem Artikel wurden die prozentualen Anteile von Weißen und Schwarzen an der Gesamtbevölkerung verschiedener Bundesstaaten im Süden der USA zu meinem großen Erstaunen unter der Kategorie „Ethnie“ aufgelistet. Das erinnert mich an deutsche Behörden, die das nicht mehr politisch korrekte Wort „Rasse“ einfach durch „ethnische Zugehörigkeit“ ersetzen, was ähnlich großer Blödsinn ist.
Natürlich ist der herkömmliche Rassen-Begriff nicht nur politisch diskreditiert, sondern auch wissenschaftlich unhaltbar. Aber seit wann gehören denn alle Menschen einer Hautfarbe zur selben Ethnie? Mal ganz abgesehen davon, dass seltsamerweise alle, die nicht blütenweiß sind, als schwarz gelten (warum betrachtet man nicht mal zur Abwechslung alle, die nicht kohlrabenschwarz sind, als Weiße?).
„Ethnie“ ist eine kulturelle Kategorie, keine biologische. Cherno Jobatey oder Charles M. Huber sind ethnisch zu 100 Prozent deutsch, obwohl sie weniger blass sind als die meisten ihrer Landsleute. Und ein alteingesessener weißer Bewohner von New Orleans hat mit seinem schwarzen Nachbarn ethnisch hundertmal mehr gemeinsam als mit dem Touristen aus Ungarn. WOLFGANG KÖNIG, Berlin