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Super, Nummer eins!

Deutschland im olympischen Erfolgstaumel

„Olé, olé, olé, olé – Superdeutschland, olé!“ Mit diesem urdeutschen Schlachtruf feierte die Wahrheit gestern die olympische Medaillenflut. Seit Beginn der Winterspiele in der vorigen Woche kontrollieren wir stündlich den Medaillenspiegel und jubeln im Champagner-Rausch jedes Mal aufs Neue, wenn es wieder heißt: „Deutschland ist die Nummer eins!“ Denn entspricht nicht genau das der Rolle unseres Landes in der Welt? Ganz oben zu stehen? Gut, die Politik mag momentan ein bisschen chaotisch sein und keine Regierung zustande bringen. Und dann ist da noch diese braune Brut, die nach Jahrzehnten wieder aus ihren Löchern gekrochen kommt. Aber bevor wir mit belanglosen Wermutstropfen unsere Champagner-Laune verwässern konnten, kam gestern auch schon die nächste Supermeldung herein: Die deutsche Nationalmannschaft steht wieder auf Platz eins der Fifa-Weltrangliste und führt zum x-ten Mal die Charts der Fußballwelt an. „Olé, olé, olé, olé – Superdeutschland, olé!“ Wann dürfen wir endlich in Bild, Zeit und FAZ die tiefschürfenden Kommentare lesen, dass sich im Sport, in der Edelmetallflut die Leistungskraft unseres bärenstarken Landes widerspiegelt? Arbeiter der Stirn! Macht euch endlich ans olympische Flachdenkerwerk! „Olé, olé, olé, olé – Superdeutschland, olé!“

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