Hajo Schiff
Hamburger Kunsträume
: Hoffnungsfroh, ausgefiltert, unbezahlt und kremiert

Draußen mag es kalt sein, drinnen aber tobt die heiße Vielfalt des Kunstbetriebs auf allen Ebenen. Die traditionelle Jahresausstellung der Hochschule für bildende Künste am Lerchenfeld und in der Finkenau beschert allen Studierenden tolle Tage, ja geradezu ein „Paradies“, wie es die Inszenierung in der Aulavorhalle neonschrill verkündet. Angefangen von den raumgreifenden Installationen der Klasse Slominski im Keller bis zur Malmaschine der Klasse Reyle im zweiten Stock (Vorsicht spritzt!) kann die Öffentlichkeit sich bis Sonntag von 14 bis 20 Uhr ein Bild von der aktuellen Produktion machen, auf allen professionellen Levels samt gelegentlicher Ironie.

Wer sich eher für schon gepriesene und mit dem Hamburg-Stipendium gekrönte Kunst interessiert, sollte am Sonntag lieber zur Sammlung Falckenberg in Harburg gehen. Denn die bis 25. Februar laufende Ausstellung der je zehn Ausgezeichneten von 2016 und 2017 ist nur sonntags von 12 bis 17 Uhr ohne Voranmeldung zur Führung zu sehen.

Aber wozu machen die Menschen das alles, wenn sie später doch nicht davon leben können – und die Kunst schließlich auf den Ohlsdorfer Friedhof führt? An diesem Endpunkt exponiert sich im Rahmen der Jahresausstellung am heutigen Samstag und am Sonntag ab 14 Uhr die Gruppe TR.I.P. in Kapelle 3 samt weinendem Engel und Kremationstest. Damit es aber nicht immer so schlimm kommt, fordert am Montagabend im Kunsthaus am Klosterwall der Berufsverband bildender Künstlerinnen und Künstler nochmals nachdrücklich Ausstellungshonorare. Priska Streit erläutert die Forderung auch im europäischen Vergleich und stellt Wege zur Vergütung selbstverständlich erwarteter, aber unterschätzter Dienstleistungen vor.

„Gute Aussichten“ dagegen attestiert die gleichnamige Ausstellung in den Deichtorhallen den acht Fotografinnen und Fotografen, die diesmal aus immerhin 94 Bewerbungen ausgewählt wurden, 2017/18 die junge deutsche Bildkunst zu repräsentieren: Eröffnung ist Mittwochabend, wie stets mit vermittelnden Reden. Diesen schönen Brauch des Kunstbetriebs spießt Jan Holtmann auf und veranstaltet nun zum dritten Mal einen Wettstreit der Eröffnungsredner: Am 19. Februar ab 19.30 Uhr nimmt in der Brunnenhofstraße 3 diesmal sogar der Kultursenator teil.