: Würselener als Koberer
Sensation am Deadline Day: Martin Schulz wechselt von der SPD in den Europa-Park Rust
Gestern war Deadline Day. Den ganzen Tag liefen die Liveticker heiß, wer wohin wechselt. Lange Zeit galt der Ringtausch um Aubameyang, Batshuayi und Giroud zwischen Borussia Dortmund, dem FC Chelsea und dem FC Arsenal als die spektakulärste Transferaktion des Tages. Doch kurz vor Toresschluss um exakt 17.59 Uhr schlug die Nachrichtenbombe aus einer völlig unerwarteten Richtung ein: Der sozialdemokratische Parteichef Martin Schulz wechselt von der SPD zum Europa-Park Rust.
Nach einem ersten ungläubigen Staunen waren sich die Beobachter der Berliner Bühne einig: Es handelt sich um ein Erdbeben der nicht nur politischen Art mit weitreichenden Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Vor allem aber wirkt sich die Verpflichtung des Spitzen-Sozis durch den baden-württembergischen Freizeitpark auf Schulz selbst aus. Denn endlich wird er seinem Lieblingsthema Europa so nah sein wie noch nie. Im Europa-Park Rust kann Schulz zum Beispiel mit dem Alpenexpress „Enzian“ eine Achterbahnfahrt durch das größte europäische Gebirge machen, die ihn sehr an das Auf und Ab während seiner Zeit als Kanzlerkandidat im Wahlkampf 2017 erinnert: „Der Alpenexpress ‚Enzian‘ fährt sogar gleich zwei Runden und bereitet so doppeltes Vergnügen!“, heißt es in der Werbung vielversprechend.
Allerdings soll Martin Schulz im Europa-Park Rust eine ganz neue, extra auf ihn zugeschnittene Aufgabe übernehmen. Der Würselener wird Koberer im „Geisterschloss“. Die Werbung verheißt schon jetzt einen hohen „Gruselfaktor im Dunkeln“, wenn Schulz am Eingang die Fahrgäste begrüßt und sich dabei wie in der SPD zu Hause fühlen darf: „Sie sind den Geistern, die nicht zur Ruhe kommen wollen, hilflos ausgeliefert.“ Die „spinnwebenverhangene“ Geisterbahn besuchen dürfen den Angaben des Veranstalters zufolge Personen jedes Alters und jeder Größe: „min. 0 Jahre / min. 0 cm.“ Gerade die Nullzentimetergäste werden von der Nullnummer Schulz begeistert sein.
Die Reaktionen aus den Parteien ließen nicht lange auf sich warten, allen gemeinsam war ein Grundton der Erleichterung, dass der glücklose SPD-Mann endlich wieder eine Aufgabe gefunden hat, die seinen Interessen entspricht. Mit großer Dankbarkeit wurde registriert, dass Martin Schulz „allen Vertretern demokratischer Parteien im Sinne Europas“ Freikarten für den Freizeitpark versprach. Und wie es heißt, soll Kanzlerin Angela Merkel für den Fall ihres Falls schon ein Wiedersehen mit Gruselfaktor im Europa-Park Rust avisiert haben. Endstation „Geisterschloss“ – der Deadline Day 2019 wartet bereits. MIR
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