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Archiv-Artikel

„Lobby der Gymnasien“

VORTRAG Die „Huchtinger Sozialgeschichte“ befasst sich heute mit Bildung und Chancengleichheit

Von SCHN
Hermann Stichweh

■ 72, war Lehrer und als Mitglied der Bremischen Bürgerschaft von 1975 bis 1979 bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

taz: Herr Stichweh, Sie sprechen als ehemaliges Bürgerschaftsmitglied mit dem ehemaligen Oberschuldirektor Rolf Berger über das Thema „Bildung in Huchting“ und soziale Chancen von SchülerInnen – sollten das nicht besser amtierende Lehrer und Abgeordnete tun?

Hermann Stichweh: Naja, ich bin halt angestochen worden, ob ich das machen kann. Abgesehen davon habe ich noch bis vor zehn Jahren Referendare ausgebildet, und Rolf Berger ist ja erst seit Kurzem aus dem Schuldienst ausgeschieden – bei ihm ist das alles noch warm. Er wird dann auch derjenige sein, der über die Zukunftschancen von Kindern spricht.

Und Sie?

Ich gebe eine Art Zeitzeugenbericht ab. Ich bin 1947 in Grolland eingeschult worden und habe erlebt, wie zum ersten Mal Jungen und Mädchen zusammen unterrichtet wurden. Außerdem gab es dort den zweiten Schulneubau in Deutschland. Und dann der Schulversuch an der Huchtinger Grundschule Robinsbalje: Da wurden zum ersten Mal behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam unterrichtet – alles Schritte, um Ungleichheiten aufzuheben.

Trotzdem entscheidet mehr denn je die Herkunft über die Bildung ...

... und das liegt daran, dass die Kinder viel zu früh voneinander getrennt werden. Ich bin ja ein großer Verfechter der Gesamtschule. Leider werden Schüler heute wieder nach der vierten Klasse getrennt, da sind viele zur Hauptschule „verurteilt“.

Sollte man die nicht ganz abschaffen?

Dafür ist die Lobby der Gymnasien zu groß.Wäre das nicht so, hätte man ja auch das Gesamtschulkonzept etablieren können.

 INTERVIEW: SCHN

18 Uhr, AMeB-Begegnungsstätte Huchting