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Archiv-Artikel

Herthas Sturm trifft wieder

Hertha besiegt den VfL Wolfsburg im Sonntagsspiel mit 3:0 und rückt damit in der Bundesliga auf Platz fünf vor. Das Ergebnis täuscht jedoch über die Leistung der Berliner: 65 Minuten lang waren die Gäste das bessere Team

Von Markus Völker

Davon hatte Marko Pantelic womöglich geträumt: Dass er die erste Chance des Spiels bekommt. Dass er frei vorm gegnerischen Tor auftaucht. Dass er den Ball Vollspann auf den Kasten jagen darf. All das passierte tatsächlich in der dritten Minute des Bundesligaspiels der Hertha gegen Wolfburg. Doch der Neueinkauf traf nicht. Zu zentral zischte sein Schuss aufs Tor, in dem Keeper Simon Jentzsch lauerte und den Schuss problemlos parierte. Es dauerte eine noch gute Stunde, bis der Serbe, 26, die Herthaner befreite: Mit einem schönen Treffer zum 2:0. Gilberto sorgte in der Schlussphase für den Endstand zum 3:0 (0:0).

Pantelic, ausgeliehen von Roter Stern Belgrad für 250.000 Euro per annum, hat endlich das getan, was Hertha-Stürmer in den vergangenen Jahren so oft versäumt hatten: ein Tor erzielen, ihn reinmachen, das Netz zappeln und den Keeper alt aussehen lassen. In der ersten Halbzeit hatte Pantelic ein maues Spiel gemacht. Er schien sich in seiner ersten Partie für die Berliner dem Niveau der blau-weißen Abteilung Attacke anzupassen, auch später ging vom Sturm zu wenig Gefahr aus. Den Führungstreffer erzielte bezeichnenderweise Arne Friedrich, ein Abwehrspieler, in der 70. Minute. Dann demonstrierte Pantelic sein Können.

Es war freilich nicht Pantelic, der anfangs für Aufsehen sorgte, sondern Marcelinho. Er lief mit neuer Frisur auf. Auf seinem Hinterkopf hatte sich der Brasilianer den Namen seines Arbeitgebers malen lassen: „Hertha“, schwarz auf blond, ein unbeholfenes Zeichen seiner Verbundenheit zum Verein. Marcelinhos Friseur hat nicht zum ersten Mal seine zweifelhafte Kreativität bewiesen. Als der Haarkünstler versucht hatte, den Kopf des Spielmachers in die deutschen Farben zu tauchen, trug Marcelinho nach der Behandlung zwar Schwarz-Rot-Gold, aber in der falschen Reihenfolge: Er hatte sich zum Belgier ehrenhalber tünchen lassen.

Marcelinhos Spiel war, wenn man so will, auch irgendwie missraten. Die zentrale Rolle, die ihm im Spiel der Hertha zukommt, lehnte er in diesem Spiel einfach ab. Der VfL Wolfsburg nutzte die Lücken im Mittelfeld, kombinierte flott und zeigte sich 65 Minuten lang als reiferes Team – mit besserer Spielanlage und technischer Raffinesse. Erst später brach Wolfsburg ein. „Wir haben nach dem 0:1 die Ordnung verloren“, so VfL-Coach Holger Fach, „es mag komisch klingen, aber ich bin mit der Leistung der Mannschaft zufrieden.“

Herthas Trainer Falko Götz hatte im Vergleich zum Spiel gegen den FC Bayern ein Drittel der Startelf ausgetauscht, den Sturm komplett. Einen Auftritt wie beim 0:3 in München wollte sich das Team nicht noch einmal leisten. Unattraktiv agierte das Heimteam über weite Strecken des Spiels. Marko Pantelic zeigte immerhin, dass er nicht so schnell das Limit erreicht wie seine stürmenden Kameraden. „Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben“, sagte Hertha-Trainer Falko Götz nach der Partie