: „Lebensgefährliche Regeln“
RAD-TOUR Bei der Bewegung der „Critical Mass“ fahren Radfahrer spontan als Pulk durch die Stadt
■ 51, der Raumplaner ist Geschäftsführer des Bremer Landesverbands vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).
taz: Herr Land, nehmen Sie auch an der Rad-Tour teil?
Klaus-Peter Land: Nach Möglichkeit ja, ich habe das schon zwei Mal gemacht. Warum sind Sie als ADFC nicht selbst auf die Idee gekommen, mit solchen Touren zu zeigen, dass Radler eine „kritische Masse sind“?
Bei der Critical Mass geht es darum, dass es eine Bewegung von unten ist und spontan entschieden wird, wo es langgeht. Und nicht jeder will sich vor den Karren einer Organisation spannen lassen!
Warum machen Sie selbst mit?
Mir macht das Spaß. Und ich finde es gut, wenn sich Radfahrer selbstbewusst im Verkehr bewegen und zeigen, wie viele sie sind. Deshalb fahren ja auch immer mehr auf der Straße, was seit 1997 nicht mehr verboten ist, die Radwege sind mittlerweile für die Massen einfach zu schmal.
Von Bremen geht die Bewegung der „Kampfradler“ aus. Denen ist der ADFC zu zahm und sie rufen dazu auf, Regeln zu missachten, weil die oft unsinnig und für Autofahrer gemacht seien.
Der ADFC verfolgt eine andere Strategie, indem wir uns auf politischer Ebene für Verbesserungen einsetzen. Durch das Missachten von Regeln wird man ja nicht unbedingt ernster genommen. Davon abgesehen, gibt es aber tatsächlich viele Situationen, wo es lebensgefährlich wäre, sich an Regeln zu halten. Wer gegenüber Autofahrern auf seine Vorfahrt besteht, riskiert von Abbiegern überfahren zu werden. Und ganz oft werden Radfahrer in der Planung einfach vergessen. In der Überseestadt zum Beispiel. Da ist es kein Wunder, wenn sich an diesen Stellen 95 Prozent der Radfahrer nicht an die Regeln halten.
Oder am Dobbenweg: Dort dürfen Radfahrer stadteinwärts weder auf der linken noch auf der rechten Seite fahren.
Ja, ich fahre deshalb durch die Mathildenstraße. Aber auch nur, weil ich ein gefedertes Rad habe.
Interview: EIB
Critical Mass: Jeden letzten Freitag im Monat, 19 Uhr. Heute ab Bahnhofsvorplatz