Die Wochenvorschau von Bert Schulz: Immer nach oben schauen
Es gibt im Journalismus eine gewisse Spannung zwischen dem Zeitpunkt des Schreibens eines Textes und dem Zeitpunkt dessen Gelesenwerdens. Der vorige Satz illustriert das gut: Während wir in der Redaktion uns, noch resttrunken vor Freude über den Beginn eines neuen Jahres, schwer damit tun, ihn überhaupt zu verstehen geschweige denn grammatikalisch richtig zu formulieren, lesen Sie, liebe Leser*innen, ihn einen Tag nach dem Kater sicher flott und flüssig durch. Und verstehen vielleicht sogar, was wir meinen. Und während wir uns gedacht haben, dass es doch ganz gut wäre, diesem Wegweisertext durch die erste Woche des Jahres durch die Beimischung von Restalkohol eine gewisse Authentizität zu verleihen, dürften Sie darüber nur längst ausgenüchtert den Kopf schütteln.
Apropos Kopf bewegen: Da wären wir schon beim zentralen Punkt dieser Woche. Und alles spielt sich am Freitag ab. Es ist also noch ein bisschen Zeit, bis dieses Jahr so richtig startet.
Am Freitag nämlich starten die ersten Flieger der Nicht-ganz-so-billig-Linie Easyjet von Tegel, von jenem Flughafen also, der eigentlich schon längst geschlossen sein sollte.
Dass die Airline nun auch den innerstädtischen Flughafen Berlins und nicht nur Schönefeld bedient, hat aber so gut wie nichts mit dem Volksentscheid Tegel zu tun, bei dem sich im September 2017 eine Mehrheit für den Weiterbetrieb dieser Bruchbude ausgesprochen hatte, auch wenn der BER mal keine Bruchbude mehr sein sollte. Sondern mit der Pleite von Air Berlin, deren Flugzeuge bis Oktober stets von Tegel abhoben und deren Slots an Easyjet übergegangen sind. Dennoch freut deren Engagement natürlich und vor allem auch jene Tegel-Fans, die auf ewigen Krach über Reinickendorf und Pankow hoffen, ob aus Nostalgie oder Bequemlichkeit oder beidem.
Und sicher wird am Freitag auch über den BER wieder geredet werden. Zur Erinnerung: Nein, er wird nicht in diesem Jahr eröffnen, auch nicht 2019, sondern laut Plan erst 2020. Und ob das stimmen wird, weiß (nur) der Himmel.
Noch so ein toller Übergang zu Punkt zwei, der uns in dieser Woche interessiert. Am Freitag schlägt auch die „Stunde der Wintervögel“. Der Naturschutzbund (Nabu) Berlin-Brandenburg ruft dann wieder zur Vogelzählung auf. Eine Stunde lang sollen Tierfans und solche, die es 2018 werden wollen, Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen und dem Nabu melden. Im Mittelpunkt der Aktion stehen vertraute, oft weit verbreitete Vogelarten des Siedlungsraumes wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen.
Am Ende dieses Ausblicks noch ein Rückblick: Am Samstag wird im Lido beim Bowie Tribute Berlin an den Sänger erinnert, der vor zwei Jahren starb und ja auch mal einige lange Monate in Berlin lebte. Wer am Tag danach verkatert aufwacht, darf sich gerne noch mal am Einstiegssatz dieses Textes versuchen.
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