: Sammeln fürs Scheppern
Früher war alles besser (2): die Stallwache
Weihnachten 2017 – das war auch politisch das ruhigste Fest seit Langem. Normalerweise nutzt die winterliche Ferienzeit irgendein Politkrakeeler, um sich mit einem absurden Anliegen in den Vordergrund zu spielen und den nach Nachrichten welcher Art auch immer lechzenden Journalisten Futter zu geben. In jeder Partei gab es die sogenannte Stallwache, die bei Abwesenheit des Chefs auf Krisen und Katastrophen reagieren musste. Dafür wurde irgendein Hinterbänkler ausgeguckt, der seine Chance weidlich nutzte und zum Weihnachtslautsprecher wurde, um die Fernsehnachrichten mit seinem Gequake zu beherrschen. Doch in diesem Jahr herrscht verdächtige Stille in der Politik. Kein Dobrindt knattert Närrisches in die Mikrofone, keine Nahles singt Kinderlieder! Früher war alles besser, da konnte man zu Weihnachten genau erkennen, welcher Politkasper warum Politkasper war. Aber nach dem Aufstieg der weidelnden Rechten, nach dem Fall der gelindnerten Jamaikaner herrscht allgemeine Erschöpfung. Was nur heißt, dass sämtliche Gestalten Kraft sammeln für 2018, wenn es umso brutaler weitergeht mit dem Geschepper. Es hört nämlich nie, nie auf.
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