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Archiv-Artikel

DIE KLEINE WORTKUNDE

Von SCH

Langsam nähert sich Verteidigungsminister zu Guttenberg (CSU) dem Begriff „Krieg“ an, wenn es um die Bundeswehr in Afghanistan geht. Was hat es mit dem Begriff auf sich?

Wie Krieg definiert ist, entscheiden Politiker sehr individuell. Folgt man den Politikern, dann bewegt sich die deutsche Armee am Hindukusch hin und her zwischen „Stabilisierungseinsatz“ und „Kampfhandlung“. „Krieg“ sagt kaum jemand. Der Begriff ist sozusagen eine semantische No-go-Area.

Gedanken darüber, was Krieg ist, machen sich Militärtheoretiker seit der frühen Antike. Der Grieche und Philosoph Heraklit sah den Krieg als totale Desorganisation des sozialen Systems. Der römische Philosoph Cicero bezeichnete ihn als gewaltsamen Konflikt, der im Gegensatz steht zur argumentativen Streitkultur. Die Auffassung, dass Krieg ein von Herrschern geprägter Zustand ist, der zwischen zwei Staaten bestehen kann, setzte sich erst im Spätmittelalter durch. „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik unter Einbeziehung anderer Mittel“, lautet die bekannteste Kriegs-Definition. Entwickelt hat sie der preußische General Carl von Clausewitz im 19. Jahrhundert. Auch der Blick auf die „anderen Mittel“ gibt kaum Anlass, daran zu zweifeln, dass in Afghanistan gerade Krieg ist: Es geht um den Einsatz vieler Kämpfer und Waffen, mit deren Hilfe ein Konflikt mit einem oder mehreren Gegnern gewaltsam gelöst werden soll. Auf den Haager Friedenskonferenzen Anfang des 20. Jahrhunderts einigten sich die damaligen Weltmächte darauf, dem Krieg einen rechtlichen Rahmen zu geben.

Das Völkerrecht regelte unter anderem, dass ein Krieg erklärt werden muss. Ohne diese Erklärung ist ein Krieg folglich völkerrechtswidrig. Auch ohne offizielle Kriegserklärung müssen sich die Kombattanten an Mindestrechte halten, die dazu da sind, die Zivilbevölkerung zu schützen, zum Beispiel vor Folter. Die Genfer Konventionen von 1949 regeln, wie mit Kriegsgefangenen und Zivilisten umzugehen ist. SCH