leserInnenbriefe:
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Strukturelles Machtgefälle
betr. „Kindeswille nicht viel wert“,
taz nord vom 8. 12. 17
Die Rolle der Jugendämter als „Obererzieher“ ist strukturell erklärbar, in einem Spannungsfeld zwischen Wächteramt und Beratung. Wenn MitarbeiterInnen der Jugendämter „Machtphantasien“ entwickeln, ist das unter anderem diesen strukturellen Bedingungen geschuldet. Ein Lösungsansatz könnte darin bestehen, die verfassungsgemäße Subjektstellung der Kinder und Jugendlichen zu beachten. Bei einer Herausnahme aus der Familie sind insbesondere die Kinder und Jugendlichen, entsprechend ihrem Entwicklungsstand, obligatorisch zu beteiligen. Dabei ist zu beachten, das Zuschreibungen wie „symbiotische Erziehung“, „Überversorgung“ etcetera keine diagnostischen Wahrheiten sind. Machtmissbrauch geschieht auch aufgrund eines Machtgefälles. Die Jugendämter sitzen am „längeren Hebel“. Peter Stolt, Hamburg
Per Software ins Heim
betr. „Behörde soll Jugendamtsfälle sichten“,
taz nord vom 18. 12. 17
Die Software und der Kontrollwahn der Politik befördern das Herausnehmen von Kindern, schließlich ist durch die Software das Handeln jedes einzelnen Jugendamts- beziehungsweise ASD-Mitarbeiters schnell abrufbar. Und wer will da schon zum Negativ-Promi im eigenen Haus werden? Deswegen versuchen sich die Mitarbeiter durch die Herausnahme in Sicherheit zu bringen. Das müsste eigentlich gar nicht sein. Für mich sieht es so aus, als würden jetzt die Konsequenzen der Kontroll- und Steuerungsideen aus der Politik wirksam – und zwar ansteigend. Mit der ASD-Software geht das Herausnehmen noch leichter, weil es das ja soll. Dass die ASD-Mitarbeiter oft viele schwierige Fälle auf einmal bearbeiten müssen, nimmt ihnen dann die Zeit, im Zweifel genau hinzusehen. Dafür arbeiten sie dann effektiv im vorgegebenen Setting und sind entschlussstark, jedenfalls diejenigen, die beim ASD am Ende übrig bleiben.
Andreas_2020, taz.de
Schuld sind die Minister
betr. „Das Plündern geht weiter“,
taz nord vom 14. 12. 17
Vielen Dank für den tollen Artikel und Kommentar zu den neuen Fischfangquoten! Schade, dass Sie sich als Adressat ihrer Kritik ausgerechnet „die“ EU ausgesucht haben. Tatsächlich gibt die EU-Kommission die von ICES gemachten Empfehlungen in der Regel weiter, aber die Fischereiminister*innen setzen sich über diese Empfehlungen aus Verwaltung und Wissenschaft einfach hinweg, zum Teil sicherlich auch aus nationalem Egoismus. Richtig wäre es also, sie zu kritisieren. In Zeiten zunehmender EU-Feindlichkeit finde ich so viel Differenzierung wünschenswert. Thomas Bartsch-Hauschild, Hamburg
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