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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Schneewittchen“: Sophiensaele, ab Do
„Der Kaufmann von Venedig“: Deutsches Theater, ab Fr

Vielleicht hätte Angela Merkel statt Paul Kirchhof lieber Mux als Joker aus der Tasche ziehen sollen – die demoskopischen Achterbahnfahrten jüngst wären ihr erspart geblieben. Wer Mux ist? Ein heiliger Krieger und fanatischer Kämpfer gegen den Werteverfall in unserer Gesellschaft. Als Moralunternehmer schafft er Arbeitsplätze, fängt Ladendiebe, Verkehrssünder und Exhibitionisten. Aber weil es Mux nur im Film und jetzt auch im Theater gibt, muss Merkels Kompetenzteam vorläufig ohne ihn auskommen. Erdacht wurde Mux von Jan Henrik Stahlberg, der sich den Selbstjustizler aus Marcus Mittermeiers schwarze Kinokomödie „Muxmäuschenstill“ auf den Leib geschrieben hat. Nico Rabenald hat den Stoff für das Gorki-Theater bearbeitet, wo Volker König die aberwitzige Sozialstudie jetzt inszenieren wird. Dass es auch andere Fluchtwege aus der Wirklichkeit gibt, zeigt ein Musiktheaterprojekt der Staatsoper Unter den Linden, dessen Libretto Jonathan Safran Foer geschrieben hat. „Seven Escapes from Silence“ sind sieben kafkaeske Szenen, in denen stumme Insassen versuchen, aus einer gefängnisähnlichen Situation zu entkommen. Sieben Künstler, die aus unterschiedlichen Bereichen wie Oper, Tanz, Performance oder Videokunst kommen, arbeiten jeweils mit einem Komponisten zusammen und inszenieren dessen Kurzoper, und zwar im Magazin-Gebäude hinter der Staatsoper. Zu den Highlights der Woche zählt auch die neue Produktion der Sophiensaele, wo Thorsten Lensing und Jan Hein ihre Version von Robert Walsers verrätselter Variation auf das Grimm-Märchen „Schneewittchen“ zeigen. Das Deutschen Theater meldet als feuilletonistisches Großereignis Tina Laniks Inszenierung von Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“, und zwar mit Ulrich Matthes in der Titelrolle, dem frisch gekürten „Schauspieler des Jahres“.

„Seven Escapes from Silence“: Staatsoper, ab Mi
„Muxmäuschenstill“: Maxim Gorki Studio, ab Sa