: Immer anders, immer gleich
POST-PUNK Mark E. Smith und seine Band „The Fall“ haben ihren Platz in der Musikgeschichte sicher. Wie sicher, zeigt auch eine Ausstellung mit Werken mit Bezug auf die britische Band
DJ-Legende John Peel
VON ROBERT MATTHIES
Im Fall der britischen Band „The Fall“ hat die Kontinuität einen Namen: Mark E. Smith. Seit ihrer Gründung 1976 im englischen Prestwich dreht sich alles um den eigenwilligen Sänger, Texter und Frontmann und ausgewiesenen Zyniker, gewissermaßen das Auge des Sturms. Ringsherum gingen und kamen die anderen. So viele, dass die Internet-Enzyklopädie Wikipedia einen eigenen Artikel über ehemalige und zusätzliche Bandmitglieder führt.
Dabei stand der auf dem dünnen Grat zwischen lyrischem Brutalismus und listig-intellektuellem Humor von sozialem Realismus über Surrealismus bis zu Absurditäten schwankende Post-Punk-Poet beständig im Gegenwind. Kommerziell zumindest war mit „The Fall“ kein Blumentopf zu gewinnen.
Aus der Musikgeschichte wird der Mann mit der mal mehr, mal weniger unterschwelligen Misanthropie und dem charakteristisch nuschelnden Sprechgesang aber dennoch nicht wieder herauszuschreiben sein. Derart abstrakte Poesie voller komplizierter Wortspiele, trockenstem Humor und schneidender Sozialkritik findet man so schnell nicht zweimal.
Und wenn auch der Markt abgesehen von einigen Singles in den 80ern derlei nicht zu honorieren weiß, seit den 60ern kann sich Smith der Treue seiner Fangemeinde sicher sein. Dazu gehörte auch Disk Jockey-Legende John Peel, der „The Fall“ stets zu seinen Lieblingsbands gezählt hat und die eigenwilligen stilistischen Metamorphosen seit der Post-Punk-Zeit in den späten 70ern dereinst auf den letztgültigen Begriff gebracht hat: „Sie sind immer anders; sie sind immer dieselben.“
In welchem Maße im Fall von „The Fall“ das abgenudelte Wort von der Kult-Band trifft, unterstreicht die Ausstellung, in deren Rahmen der Gig heute Abend steht: Noch bis zum 21. November zeigt die Ausstellung „Repetition – Paintwork #3“ in der Galerie Borchardt Werke von Künstlern, die entweder Plattencover für „The Fall“ gestaltet haben oder deren Arbeiten eng mit Musik und Haltung der Briten verknüpft sind. Oder sie als eine Art Code benutzen, als „eine Standortbestimmung“.
■ Do, 5. 11., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66