: SPD will Mond anheulen
Dringende Warnung vor Oppositionsromantik
Der konservative Flügel in der SPD warnt die parteiinternen Gegner einer möglichen Regierungsbeteiligung vor „Oppositionsromantik“. Wie dpa gestern berichtete, schreibt der „Seeheimer Kreis“ in einem Thesen-Papier vor dem Parteitag: „Spätestens das Scheitern der Sondierungsverhandlungen für eine Jamaika-Koalition hat gezeigt, dass wir bei aller Beschäftigung mit uns selbst nicht in eine Oppositionsromantik verfallen dürfen.“ Ja, die Oppositionsromantik ist wahrlich sehr gefährlich. Oppositionsromantiker werden nämlich als Erstes die rote Nelke als Symbol der Sozialdemokratie gegen eine blaue Blume austauschen. Dann werden Parteitage künftig nur noch auf verfallenen Friedhöfen, in Ruinen oder alten Burgen, in dunklen Wäldern, Mooren oder Höhlen stattfinden. Dort werden die Sozis stimmungsvoll den Mond anheulen, der ein Spiegelbild ihrer Seele ist. Und schließlich werden sie die Welt fliehen und sich allein dem subjektiv Privaten hingeben – wie es in der Oppositionsromantik üblich ist. Ein Glück, dass die konservativen Sozen die Welt vor diesen schrecklichen Fantasten warnen. Danke sehr, unromantische Seeheimer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen