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Erdbeben fordert viele Opfer im Iran und Irak

In der betroffenen Grenzregion leben vor allem Kurden. Die Türkei nutzt die Gunst der Stunde

Von Inga Rogg, Istanbul

Unter Hochdruck haben Helfer am Montag nach Überlebenden des schweren Erdbebens gesucht, das Sonntagnacht die Grenzregion zwischen Iran und Irak erschütterte. Nach offiziellen Angaben forderte das Erdbeben auf iranischer Seite mindestens 348 Tote und Tausende von Verletzten. Im Irak wurden mindestens sieben Personen getötet und mehrere hundert verletzt.

Besonders hart traf es die iranische Kleinstadt Sarpol-e Zahab in der Provinz Kerman­shah, wo mehr als 240 Personen starben. Ein Abgeordneter sagte gegenüber einer staatlichen Nachrichtenagentur, dass allein seine Familie 15 Tote zu beklagen habe. Bilder auf sozialen Medien zeigten schwer beschädigte Wohnhäuser und Straßen voller Trümmer und Staub.

Der Iran wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Trotzdem scheint die Nothilfe wieder schleppend zu verlaufen. In einem Video beklagte sich am Montag ein junger Mann, die Regierung habe die Bewohner im Stich gelassen. Sie habe weder Wasser noch Decken geliefert, sagt er.

Nach Angaben der Erdbebenwarte USG hatte das Beben eine Stärke von 7,3. Sowohl auf iranischer wie irakischer Seite leben vor allem Kurden. Die Schockwellen waren aber bis nach Bagdad und über den Irak hinaus sogar in der Südosttürkei und in Tel Aviv zu spüren.

Die türkische Regierung nutzte die Katastrophe zu einer symbolischen Geste gegenüber den irakischen Kurden. Begleitet von einem 20-köpfigen Hilfsteam machte sich der Chef des staatlichen Katastrophendienst Afad, Mehmet Güllüoglu, am frühen Montagmorgen auf den Weg in das Erdbebengebiet. Mit einem Transportflugzeug brachte Afad 60 Zelte, 320 Decken und Medikamente nach Suleimaniya, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Gleichzeitig machten sich mehr als 20 Afad-Lastwagen, beladen mit Hilfsgütern, aus der Türkei auf den Weg in Richtung der kurdischen Regionalhauptstadt Erbil.

Damit will Ankara ein Zeichen setzen. Nach dem unilateralen Unabhängigkeitsreferendum der irakischen Kurden Ende September stellte die Türkei die Flüge in den Teilstaat ein, Staatspräsident Erdoğan drohte mit der Schließung der Grenze. Umgesetzt hat Ankara die Drohung freilich nicht. Das liegt nicht zuletzt an der enormen wirtschaftlichen Bedeutung – eine Schließung des Grenzübergangs brächte der türkischen Wirtschaft Verluste in Milliardenhöhe. Kurdische Vertreter lobten die Hilfe.

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