Kleopatra gegen Sugar Daddy

Geschlechterkampf nach Punkten: Der Spielfilm „Battle of Sexes“ widmet sich einem denkwürdigen Tennismatch im Jahr 1973, ausgetragen zwischen einem arroganten Profi und seiner Kontrahentin

Ungleiche Gegner? Bobby Riggs (Steve Carell) und Billie Jean King (Emma Stone) Foto: Fox

Von Carolin Weidner

Tennis hat mich nie berührt, obwohl es mir immer wieder begegnet ist. Dann aber sah ich jemanden mit dem Buch „Zennis: Verbessern Sie Ihr Tennis-Spiel mit Zen“ von Peter Spang in einer Hamburger Bar. Und schließlich Blanche, Léa, Fabien, Alexandre und Adrienne bei einem Spiel der French Open im Film „Der Freund meiner Freundin“ (1987) von Éric Rohmer, für den er Originalszenen aus einem Match mit Ivan Lendl montiert hatte.

Jetzt hat das Zusammentreffen mit Tennis einen anderen Twist. Es handelt sich um „Battle of the Sexes“, den neuen Film des (verheirateten) Regie-Duos Jonathan Dayton und Valerie Faris („Little Miss Sunshine“), die in ihrer Jugend angeblich ebenfalls Tennis-Fans gewesen sind. In ihrem Film widmen sie sich jenem denkwürdigen Match, das am 20. September 1973 zwischen Bobby Riggs (damals 55) und Billie Jean King (damals 29) ausgetragen wurde und das als „Battle of the Sexes“ in die Geschichte einging: 90 Millionen Zuschauer, 100.000 Dollar Preisgeld.

King, gespielt von Emma Stone, trat gegen Riggs (Steve Carell) an, um zu beweisen, dass Frauen kein schlechteres Tennis spielten als Männer, weswegen es auch nicht nachvollziehbar sei, warum ihre Preisgelder im Verhältnis derart gering ausfielen. Riggs dagegen machte großen Wind, um das genaue Gegenteil zu demonstrieren. Das Match war Höhepunkt eines Wochen im Voraus angeheizten Medienspektakels, in dem sich Riggs als überlegener, chauvinistischer „Sugar Daddy“ inszenierte, während King sich – bis zum Match selbst, zu dem sie in Kleopatra-Manier auf einer Trage auf den Platz geführt wurde – eher im Hintergrund hielt. Die Genese dieser Show zeigen Dayton und Faris, indem sie versuchen, das Flair der Zeit einzufangen, sowie Kings und Riggs persönliche Hintergründe.

Das Umfeld Billie Jean Kings siedeln sie um eine sympathische wie benachteiligte Gruppe von Tennisspielerinnen an, geführt von Gladys Heldman (Sarah Silverman) als einer Art „Head of Operations“, die Schwung in den Sport bringen will, den sie durchaus auch als ein Business begreift.

Heldman wirbt außerdem Sponsoren an. Zuerst steigt ein Zigarettenhersteller ein. Sie schickt ihre Spielerinnen auf eine Tour durchs Land, unter argwöhnischer Beobachtung – und teils auch Sanktionierung – diverser Tennis-Exekutiver. Hier trifft King auf Marilyn Barnett (Andrea Riseborough), die den Frauen die Haare frisiert und bewundernd über King und deren Erfolge spricht.

King ist angetan von Barnett und entscheidet sich, trotz Ehe mit Larry King (Austin Stowell), ihre lesbischen Gefühle auszuleben, wenn auch nur im Geheimen, was eher mittelmäßig gelingt: Marilyn und Larry laufen sich einmal vor Billie Jeans Hotelzimmer über den Weg, und als Larry einen BH im Badezimmer entdeckt, der nicht zu seiner Frau zu passen scheint, dämmert ihm wohl etwas.

Bobby Riggs’Probleme sind andere. Frau Priscilla (Elisabeth Shue) kann die Kindereien ihres Mannes nicht mehr ertragen, der Geld in Spielhallen verzockt und in einem goldenen Rolls-Royce unterwegs ist. Bobby Riggs ist ein bisschen peinlich. Er braucht viel Aufmerksamkeit und muss provozieren. Jonathan Dayton und Valerie Faris lassen ihn, der den „Battle of the Sexes“ ausruft, dennoch nicht ganz als Frauenfeind durchgehen, auch wenn Riggs auf diese PR-Masche setzt.

Sie finden das Übel andernorts, etwa in Sportkommentatoren, die den Status quo aufrechterhalten wollen, oder in Margaret Court (Jessica McNamee), die ebenfalls gegen Riggs antritt und die Art, wie King mit ihrer Ehe verfährt, verurteilt. Dass der in „Battle of the Sexes“ dargestellte Hohn kein Problem der 70er ist, zeigt ein jüngerer Kommentar des ehemaligen Tennisspielers John McEnroe, der über Serena Williams bemerkte, ihr Platz auf der Weltrangliste würde irgendwo in den 700ern liegen, spielten Männer und Frauen im selben „circuit“. King schlug Riggs übrigens mit 6-4, 6-3, 6-3.

„Battle of the Sexes“. Regie: Jonathan Dayton und Valerie Faris. Mit Emma Stone, Steve Carell u. a. USA 2017, 124 Min.