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Percussionistin hinter den Spiegeln

Vornehmlich minimalistische Ambient-Kompositionen: Midori Takada in der Elbphilharmonie

Von Lars Fleischmann

Die Elbphilharmonie in Hamburg ist ein Bauwerk mit besonderen optischen Eigenschaften. Wenn sie nicht von innen strahlt, sondern sich Tageslicht auf ihren unzähligen Fenstern bricht und biegt, erscheint sie wie ein großer Facettenspiegel. Hier wird der Stadt Hamburg ein seltsames Spiegelbild aufgezeigt, arg verzerrt und ungenau; man mag fast surreal sagen. Als Haus hinter den Spiegeln betrachtet, wartet innen die schon häufig beschriebene Glorie dieses Baus.

Wie praktisch, dass sich am Donnerstagabend eine Musikerin die Ehre gab, die wie kaum eine andere „Wiederentdeckung“ der vergangenen Jahre für grazile Musik und die Darstellung innerer Schönheit steht; und dazu noch Lewis Carroll zitiert. „Das Haus hinter dem Spiegel“ ist nämlich das erste Kapitel aus „Alice im Spiegelland“, dessen englischer Titel auch das Debütalbum der 65-jährigen japanischen Komponistin und Perkussionistin Midori Takada schmückt: „Through the looking glass“. Diese atemberaubende Platte aus dem Jahr 1983 war jahrzehntelang nur zu horrenden Preise zu erwerben, wurde dieses Jahr glücklicherweise auf dem „We Release Whatever The Fuck We Want“-Label (In etwa: Wir bringen die Platten raus, die wir rausbringen wollen) wiederveröffentlicht.

Spätestens seitdem ist die Nachfrage nach der ehemaligen Rias-Orchester-Perkussionistin (das war im Jahr 1978) extrem gestiegen, und das erste Mal tritt sie dieses Jahr in größerem Umfang in Deutschland auf. Berlin, Frankfurt und München heißen die anderen Stationen, die Elbphilharmonie darf aber gern als Highlight betrachtet werden. Hier, im Kleinen Saal des beeindruckenden Baus, wartete ein ganz besonderer Abend auf die Zuhörer. Auf das eingangs benannte Debütwerk folgten 1990 „Lunar Cruise“ mit Masahiko Sato und „Tree of Life“ im Jahr 1999; ein Großteil dieses Abends bestand derweil aus Kompositionen, die zur Live-Aufführung geschrieben wurden.

Von den drei Alben erschien nichts im Programm. Inwieweit sie überhaupt aufführbar gewesen wären, bleibt schwer zu beurteilen. So spielte Midori Takada vornehmlich minimalistische Ambient-Kompositionen, die an Steve Reich und Terry Riley erinnern, dabei tänzelte sie durch ein Bühnenbild aus Marimba, Gong, Becken und Trommeln. Dies alles mit einer besonderen inneren Ruhe, die Wechsel von akustischer Station zur nächsten wurden mit Tai-Chi-haften Bewegungen bewältigt. Der Auftakt, „Rising I“, bestand aus einem virtuos geschlagenen Gong, den sie durch punktgenaue Schläge minutenlang von leise nach laut brachte und dabei auf den Obertönen des Gongs „ritt“. Neben Passagen aus Tanz, Sprachaufführung und Trommeln sollte die Marimba jedoch ihr Haupt­instrument werden.

Über 70 Minuten baute sich so im Kopf der Hörer ein Bild zusammen, das sich erst in der Retrospektive zu einem Gesamtwerk aus unzähligen Schlägen zusammensetzte. Letztlich hatte man weniger den Eindruck, einem Konzert als mehr einer Performance beigewohnt zu haben. Das kam für manchen sicherlich ungewohnt; große Teile des Publikums überzeugte sie dennoch vollends.

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