: Mehr Arbeit, weniger Azubis
Arbeitssenatorin fordert Unternehmen zu mehr Engagement in Sachen Ausbildung auf
Viele junge BerlinerInnen haben noch keine Lehrstelle gefunden. Während die Erwerbstätigenzahl weiter steigt, wächst auch die Zahl der unversorgten Ausbildungssuchenden. Die Arbeitsagentur zählte im September in der Hauptstadt noch 2.348 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz – mehr als jeder Zehnte von denen, die in den vergangenen zwölf Monaten über die Agentur eine Lehrstelle suchten. Verglichen mit dem Vorjahr ist die Zahl um gut ein Viertel gestiegen.
Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) nahm die Wirtschaft in die Pflicht. „Die Beteiligung der Berliner Unternehmen an der Ausbildung nimmt seit Jahren ab, trotz guter Konjunktur“, kritisierte sie. Auszubilden geböten aber soziale Verantwortung und ökonomische Vernunft.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) betonte hingegen, trotz eines Rückgangs in diesem Jahr liege die Zahl der gemeldeten Stellen deutlich über der früherer Jahre. „Bedauerlicherweise konnte eine Reihe von Unternehmen die angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen“, sagte IHK-Präsidentin Beatrice Kamm. Bernd Becking, Chef der Berlin-Brandenburger Regionaldirektion der Arbeitsagentur, resümierte: „Die Verbesserung der Situation am Ausbildungsmarkt bleibt in Berlin eine Herausforderung für alle Beteiligten.“
Arbeitslosigkeit sinkt
Die Arbeitslosigkeit sank unterdessen weiter. 162.659 Frauen und Männer waren im Oktober arbeitssuchend gemeldet, das waren 2.699 weniger als im September und 9.347 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank auf 8,6 Prozent, 0,1 Punkte weniger als im September und 0,6 Punkte weniger als vor einem Jahr.
Unter den Bundesländern bleibt die Hauptstadt damit zwar Vorletzte vor Bremen. Berlin hat seine Arbeitslosenzahl in den vergangenen Jahren aber stark gesenkt, obwohl die Einwohnerzahl steigt.
Angesichts guter Wirtschaftsprognosen geht die Regionaldirektion davon aus, dass der Beschäftigungsboom anhält. Das könne auch den Beschäftigten der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin zugutekommen, hieß es. „In einem positiven Umfeld ist der Arbeitsmarkt in Berlin insbesondere für Fachkräfte aufnahmefähig“, sagte Direktionschef Becking. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen