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Archiv-Artikel

Aus der Isolation begleiten

INITIATIVE Aus einem Theaterstück enstand in Bremen eine Gruppe namens „acompa“, die sich für Flüchtlinge einsetzt und sie zu Behörden begleitet

Mitmachen bei accompa

■ „acompa“ trifft sich wieder am 11.11. um 17 Uhr im Info-Laden, St.-Pauli-Straße 12-14, 28203 Bremen. Telefonisch ist die Initiative unter 0176 - 9992906 erreichbar.

Theater hinterlässt Spuren. Katharina Gaub, gerade mit den Asylmonologen der Bühne für Menschenrechte in Hamburg zu Gast, erzählt davon. Das Dokumentartheater schildert in bundesweit veranstalteten Lesungen die Situation von Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen. Es geht um die Erfahrungen von zwei Männern und einer Frau, aufgeschrieben von Dramaturg Michael Ruf und Co-Autor Kolja Unger nach Gesprächen mit zehn Asylbewerbern.

Da ist Sofia, die das Gefängnis überstand, auch draußen bedroht wurde und jetzt in Deutschland ist. Ali ist schon acht Jahre hier, schwer krank und hat gerade einmal eine vorläufige Duldung. Auch Feleke musste sich zweimal gegen seine Abschiebung wehren. „Selbst, wenn ich kein Geld bekomme, bin ich reich beschenkt“, sagt Katharina Gaub über ihre Erfahrungen. Es gehe nicht um Kunst, sondern darum, Menschen zu erreichen, „indem wir Geschichten von Menschen erzählen“.

Dass das gelingt, zeigte sich in Bremen: Hier, erzählt Katharina Gaub, sei nach einer Lesung von Leuten aus dem Publikum eine Asylinitiative gegründet worden – sie heißt „acompa“, also ,begleiten‘. Die Idee, Begleitung für AsylbewerberInnen zu organisieren, sei von ihnen selbst ausgegangen, erzählt eine Frau namens Paula, die ihren Nachnamen nicht öffentlich machen will. Sie berichtet von einem wachsendes Netzwerk, überwiegend aus StudentInnen. Sie kümmern sich darum, dass die rund 1.000 Asyl suchenden Frauen, Männer und Kinder, die in den sechs Bremer Heimen leben, nicht allein auf Behörden gehen müssen. Schon beim ersten Treffen seien 25 Leute gekommen, nun stehen 40 Namen auf der Liste, die sie zusammen mit einer Handvoll Frauen und Männer koordiniert.

Wer Bedarf hat, kann sich über das Telefon der Initiative melden – montags von 17 bis 20 Uhr und donnerstags von 10 bis 13 Uhr sind Sprechzeiten. „Wir wollen außerdem in die Heime gehen“, sagt Paula, ein siebensprachiger Flyer soll die Arbeit der Initiative noch bekannter machen. Bittet ein Asylbewerber um Begleitung, gehe die entsprechende Information in die Liste – ein „acompa“-Mitglied könne sich dann vorbereiten, sich mit dem zu Begleitenden treffen und dann den Ämtergang gemeinsam absolvieren. Die MigrantInnen lebten nicht selten isoliert und ziemlich frustriert in den Heimen, weil sie nicht arbeiten dürften. Ohne die Begleitung bei Behördengängen sei für die MigrantInnen „der Rassismus dort deutlich spürbar“.

Paulas Berichte klingen ganz schön optimistisch. Sie selbst arbeitete schon vor der „acompa“-Gründung in einer Flüchtlingsinitiative und hat seit längerer Zeit Kontakt zu einer Asylbewerberin, die im selben Alter wie die Mittzwanzigerin ist, das sei „emotional sehr bereichernd“. Bemerkesnwert, was aus einer Theatervorstellung entstehen kann. Frank Berno Timm