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Archiv-Artikel

Zweckfreie Präsenz

Von PS

Es ist ein Thema, das akkurat in den Zeitgeist passt. Das versucht, alle jene, die sich nicht mehr allein über Erwerbstätigkeit definieren können oder wollen, zu einer neuen Konzentration auf die Gegenwart zu bewegen – wobei sich die Frage stellt, welche Tiefe ein solches Tröstungs-Unterfangen letztlich erreicht. „Lass los! Über Präsenz, das Zweckfreie, die Bildung und den Sport“ lautet der denkwürdige Titel einer jetzt im Rahmen des Philosophischen Cafés zu führenden Diskussion Reinhard Kahls mit dem Komparatistik- und Romanistikprofessor Hans Ulrich Gumbrecht.

Durch Bücher wie Die Macht der Philologie, Diesseits der Hermeneutik – Über die Produktion von Präsenz und ein Lob des Sports“ ist Gumbrecht, der seit 1989 an der Stanford University lehrt, hervorgetreten – sowie durch eine scheinbar gänzliche Abwendung vom Ballast dekonstruktivistischer Theorien. Und doch bleibt Gumbrechts Tun umstritten. Denn ist es nicht bloß die andere Seite der Medaille, die schlichte eigene Sportbegeisterung zu zelebrieren; wirkt es nicht wie eine besonders eifrige Anpassung an den Zeitgeist, sich des Sports als des kleinsten gemeinsamen Nenners zu bemächtigen? Liegt nicht auch ein Funken Trotz in dem Bestreben, die einst genau studierten Theorien als nervtötend und absurd zu deklarieren? Oder hat man es hier mit einem wahrhaft Geläuterten zu tun?

Probleme, denen sich übrigens auch das geneigte Publikum an diesem Abend gern widmen darf – so es den Mut hat zu fragen... PS

Mi, 21.9., 19 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38