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Archiv-Artikel

Kontinuierliche Beschleunigung

JAZZFESTIVAL I Als erster Musiker hat Vijay Iyer fünfmal den Kritikerpoll des Magazins „Down Beat“ gewonnen. Am Montag ist er bei der Jazzwoche Hannover zu Gast

Diesmal dreht sich alles um die Möglichkeiten kontinuierlicher Beschleunigung

VON ROBERT MATTHIES

Kaum jemand hat in den letzten Jahren einen so tiefen Eindruck in der Jazzwelt hinterlassen. Nicht nur für den Grammy für das beste Instrumentalalbum war „Historicity“ vor zwei Jahren nominiert, fast alle namhaften Platte-des-Jahres-Listen haben der New Yorker Jazzpianist und Bandleader Vijay Iyer, Bassist Stephan Crump und Schlagzeuger Marcus Gilmore damit angeführt und auch den renommierten Kritikerpoll des Magazins Down Beat als „Album des Jahres“ gewonnen. Und den Jazz-Echo als bestes internationales Ensemble gab es schließlich ebenfalls.

Weil der als Sohn indischer Eltern groß gewordene Klavier-Autodidakt, der Ende der 90er passenderweise über den Zusammenhang von Denken, Fühlen, Rhythmus und Bewegung promoviert hat, und sein Trio sich darauf mit Coverversionen unter anderem von Leonard Bernstein, Stevie Wonder und der Londoner Elektro-Hip-Hopperin M. I. A. ebenso intelligent und hochkomplex wie unakademisch und unkonventionell in der Jazzgeschichte verorten und das klassische Klaviertrio damit ganz nonchalant neu definieren.

Nicht minder erfolgreich ist nun das aktuelle Album „Accelerando“. Und nicht minder bahnbrechend ist die Neuorientierung diesmal. Unter anderem geht es mit Kompositionen von Duke Ellington, Herbie Nichols, Michael Jackson und Eigenkompositionen um den Tanz: den „körperlichen Weg, Musik zu hören“. Der war schließlich immer ein zentrales Moment der Bewegung des Jazz selbst: Bevor der Bebop zur Kunstmusik wurde, war er als Swing-Erbe vor allem Musik für die Tanzfläche. Und so dreht sich diesmal alles um das Tempo als Strukturelement und die Möglichkeiten kontinuierlicher Beschleunigung. Damit hat das Trio im Sommer schon wieder den Down Beat-Kritikerpoll als „Bestes Album“ gewonnen. Und es in vier anderen Kategorien ebenfalls bis an die Spitze geschafft: als „Jazzmusiker des Jahres“, als „Pianist des Jahres“, als „Jazzgruppe des Jahres“ und als „Rising Star Composer“. Als erster Musiker überhaupt hat Iyer damit zugleich in fünf Kategorien gewonnen.

Am Montag ist der Jazz-Shooting Star bei der diesjährigen Jazzwoche Hannover zu erleben.

■ Hannover: Mo, 5. 11. bis So, 11. 11., Programm unter jmi-hannover.de