piwik no script img

Gespött Hessens

Warum will man Konfirmationsstadt werden?

Konfirmationskerzenfoto: dpa

Wenn man als nordhessische Ortschaft Schwalmstadt-Ziegenhain heißen muss, begrüßt man vermutlich jede Namensänderung. Doch sollten die Schwalmesen und Ziegenhainerles auf der Hut vor dem Danaergeschenk sein, das ihnen ihr Bundesland zum Reformationstag ans Revers heften will. Der Ort soll künftig nämlich den Titel „Konfirmationsstadt“ tragen, was zur Folge hätte, dass man sich künftig „Konfirmationsstadt Schwalmstadt-Ziegenhain“ oder gar verkürzt „Schwalm- und Konfirmationsstadt Ziegenhain“ nennen müsste und darob zum Gespött Hessens würde. Ferner nimmt das Präfix seinem Träger jegliche Würde, wie man am Beispiel des traurigen Konfirmationsanzugs ermessen kann. Als „Anzug“ noch Ausweis erwachsener Gravitas, hängt er als „Konfirmationsanzug“ windschief an den Körpern grünbespanter Picklinge, die in jenem Moment aus ihm herauswuchsen, als sie hineinschlüpften. Warum also tut sich die hessische Schwalm- und Ziegengemeinde den Tort an? Wahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem protestantische Teenager seit Generationen an die Altäre latschen. Weil es Kohle gibt und von Oma womöglich ein Moped.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen