: Königliche Angsthasen
Real Madrid startet wie im vergangenen Jahr mit einer Schlappe in die Champions League: 0:3 gegen Olympique Lyon
LYON dpa ■ So etwas war den Fußballern von Real Madrid seit 17 Jahren nicht widerfahren: Schon zur Halbzeitpause lagen die Madrilenen zum Champions-League-Auftakt bei Olympique Lyon mit 0:3 zurück. Und um ein Haar wäre es noch schlimmer gekommen. Nach den Treffern von John Carew (20.), Juninho (26.) und Wiltord (31.) gab der Schiedsrichter in der 40. Minute Elfmeter für die Franzosen.
„In diesem Moment hat Real-Trainer Vanderlei Luxemburgo im Geiste wohl schon die Koffer gepackt“, vermutete das Sportblatt Marca. Eine noch höhere Niederlage hätten die Real-Verantwortlichen dem brasilianischen Coach möglicherweise nicht verziehen. Aber Torwart Iker Casillas wehrte den Strafstoß ab. Es blieb bis zum Abpfiff beim 0:3. Zuletzt hatten die Madrilenen im Europacup 1988/89 bei AC Mailand nach 45 Minuten mit drei Toren zurückgelegen.
Die neue Blamage löste Krisenstimmung beim neunmaligen Europacupsieger aus. „Lyon schlug Real, ohne dass die Spieler ihre Frisuren durcheinander bringen mussten“, beklagte die Sportzeitung As. Die Zeitung El Mundo ergänzte: „Real wurde binnen zehn Minuten gedemütigt.“ Real Madrid hatte zu Saisonbeginn 85 Millionen Euro für den Jungstar Robinho und andere neue Spieler ausgegeben, um nach zwei Jahren ohne Titelgewinn endlich wieder Erfolge feiern zu können. Auch vor einem Jahr war Real mit einem 0:3 – damals bei Bayer Leverkusen – in die Champions League gestartet. Damals verloren die Königlichen vier Tage nach der Blamage auch ihr Punktspiel bei Espanyol Barcelona mit 0:1 – und Trainer José Antonio Camacho trat zurück. Am kommenden Sonntag müssen die Madrilenen wiederum bei Espanyol antreten. Die Presse machte Luxemburgo als Hauptverantwortlichen für die Schlappe von Lyon aus. Die Zeitung El País hielt dem Coach „Angsthasen-Fußball“ vor: „Real spielte so defensiv wie nie zuvor und bezog dennoch eine Packung.“ Und Marca meinte: „Wie die Lämmchen beim Geburtstagsfest des Wolfes liefen die Madrilenen in Lyon auf.“
Luxemburgo gewann – wohl als einziger Beobachter – dem 0:3 eine positive Seite ab: „Wir haben gut gespielt, besser als am Samstag beim 2:3 gegen Celta de Vigo.“ Er führte die Niederlage auf das Fehlen des verletzten Zinedine Zidane und des gesperrten Ronaldo zurück.
Die Franzosen dagegen haben nach glanzvollen Vorstellungen in den vergangenen Jahren – darunter das 3:0 und 7:2 gegen Werder Bremen – unterstrichen, dass sie über das Viertelfinale hinauskommen wollen. Auch Titelverteidiger FC Liverpool hat den ersten Schritt in Richtung K.o.-Phase gemacht. Ein Blitzstart durch Tore von Florent Sinama-Pongolle und Luis García ermöglichte den 2:1-Erfolg bei Betis Sevilla, obwohl Trainer Rafael Benítez Kapitän Steven Gerrard auf der Bank gelassen hatte. Beim 1:0-Sieg des FC Chelsea gegen Anderlecht erzielte Frank Lampard mit einem Freistoß aus 25 Metern den einzigen Treffer.
Mit einem spektakulären Tor brachte Kaká den AC Mailand beim 3:1 gegen Fenerbahçe Istanbul auf die Siegerstraße. Der Brasilianer, der schon das 1:0 erzielt hatte (18.), spielte in der 86. Minute die gesamte Abwehr aus und traf zur 2:1-Führung. Den Vergleich mit Diego Maradonas Tor gegen England bei der WM 1986 nahm der Spielmacher gerne an.
„Ich freue mich sehr darüber“, sagte Kaká, „Maradona war ein Spieler, der Geschichte geschrieben hat. Das möchte ich mit dem AC Mailand auch tun.“