: Fi-Fa-Feiertag
Debatte um freie Tage ist längst nicht vorbei
Von Adèle Cailleteau
Bald ist wieder ein Feiertag im Norden. Dann kann man doch mal wieder drüber sprechen, über die Feiertage und vor allem freien Tage. Der 31. Oktober ist jedoch nur aufgrund des 500. Jubiläums der Veröffentlichung von Martin Luthers Thesen bundesweit frei.
Ob dieser letzte Oktobertag dauerhaft frei sein sollte, wird hitzig diskutiert. Außer dem Tag der Deutschen Einheit sind Feiertage Landessache. Und jedes behandelt das Thema sehr unterschiedlich. So hat beispielsweise Bayern 13 freie Tage pro Jahr, während Hamburg oder Niedersachsen nur neun zu bieten hat. Die Einführung eines zehnten sei „für Niedersachsen gut vertretbar“, sagte zum Beispiel Ministerpräsident Stephan Weil (CDU) Ende September. Er wünscht sich den 31. Oktober: „Er sollte als Tag des Brückenschlags zwischen den Religionen gefeiert werden.“
Dies wird aber aufgrund Luthers Judenfeindlichkeit von jüdischen Gemeinden strikt abgelehnt: „Interreligiöse Zusammenarbeit ist an dem Tag für uns nicht vorstellbar“, betont Michael Fürst vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Auch die Katholische Kirche in Niedersachsen hält den 31. Oktober für ungünstig und schlägt stattdessen den Buß- und Bettag vor. Dieser würde eher von unterschiedlichen Religionsgemeinschaften akzeptiert, glaubt Prälat Felix Bernard, Leiter des Katholischen Büros Niedersachsen.
Die Debatte wird bundesweit geführt: „Ich bin bereit, darüber zu reden, ob wir auch mal einen muslimischen Feiertag einführen“, erklärte Innenminister De Maizière (CDU). Das lobte Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Der niedersächsische CDU-Landeschef und Spitzenkandidat Bernd Althusmann ist hingegen sauer: „Feiertage haben in Deutschland eine lange Tradition; für eine Änderung dieser gewachsenen Strukturen sehe ich keinen Bedarf.“
In der Hamburgischen Bürgerschaft schlägt Die Linke vor, das Ende des Zweiten Weltkriegs als freien Tag durchzusetzen: „Es stellt sich die Frage, welches der richtige, sinnstiftende Tag ist, der frei gemacht werden sollte“, sagte Norbert Hackbusch (Linke). „Und da sagen wir: Es ist der 8. Mai, der Tag der Befreiung unseres Landes.“
Die SPD und die Grünen ihrerseits in Hamburg wollen abwarten, wie der 31. Oktober dieses Jahres so läuft. Nur die AfD gruselt sich schon. Deren Bürgerschaftsabgeordnete Andrea Oelschläger befürchtet eine Zunahme von „Halloween“-Übergriffen. Wie die aussehen sollen, verrät sie nicht, vielleicht Grusel-Clowns und so. Man wird sehen. Die Debatte um Feiertage geht jedenfalls weiter.
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