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Archiv-Artikel

Mit Bus und Bahn statt Auto fahr’n

DIE INI (XIII) Für ein autofreies Hannover kämpft Elisabeth Pudimat von der Initiative „Bams!“

Von AMA

Die Norddeutschen engagieren sich in Bürgerinitiativen gegen Verkehrsprojekte, für Tiere oder gegen Datenmissbrauch – mal laut und knallig, mal leise und beharrlich. Diese Serie stellt in loser Folge die Menschen hinter den Initiativen vor.

Sie fährt kein Auto, möchte keins, wollte noch nie eins. Warum? Flapsig gesagt, weil sie Autos für Quatsch hält, besonders in Großstädten, in denen man alles mit Bus, Bahn, mit den Füßen und dem Rad erreichen kann. Und, weil sie der Umwelt schaden. „Ich bin immer kritischer geworden“, sagt Elisabeth Pudimat. „Autos werden trotz ihrer Klimaschädlichkeit per se der meiste Platz und die meisten Rechte zugesprochen.“

Der 29-jährigen Hannoveranerin war seit je klar, dass es ihr nicht reicht, auf ein Auto zu verzichten, um die Umwelt zu schonen; sie wollte lokal aktiv werden. Derzeit studiert sie Landschafts- und Freiraumplanung und schreibt an ihrer Doktorarbeit, nebenher ist sie seit Jahren gesellschaftlich aktiv.

Nun sind es die Autos in Hannover, gegen die sie vorgehen möchte. Pudimat hat mit einer Handvoll Freunden im März dieses Jahres eine Bürgerinitiative mit dem knalligen Namen „Bams!“ gegründet, was eine Abkürzung ist für: „Bewegt autofrei maximal sozial“. Ihre Kampfparole: „Dominanz des Autos ist Ausdruck von Leistungszwang, Konkurrenz und Aggressivität!!“

Ihre Forderungen sind unter anderem, den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in Hannover umsonst anzubieten und dafür den Autoverkehr zu untersagen. „Wir ärgern uns so über die Autos in der Stadt“, sagt Pudimat. „Der individuell motorisierte Verkehr muss abgeschafft werden!“

Derzeit ist die Gruppe noch in der Anfangsphase; sie verteilen Flyer und Aufkleber, hängen Banner auf, solidarisieren sich mit anderen Klimagruppen und sprechen die Hannoveraner an. Die Reaktionen auf den Vorschlag, den ÖPNV umsonst anzubieten, seien sehr unterschiedlich, sagt Pudimat. Oft höre sie: „Das ist totaler Quatsch und nicht finanzierbar, in Deutschland kriegt ihr das nie hin!“

Doch würden die meisten, wenn es um Blechkarren geht, meist nur die ökologischen Aspekte bedenken, meint Pudimat. Jedoch habe der Vorschlag der Initiative auch eine soziale Komponente: Wer wenig Geld hat, müsste es nicht mehr für ein Busticket ausgeben. Ökologie und die soziale Frage gehören für Pudimat zusammen. Fraglich bleibt, und das ist der Haken, wie diese Vision finanziert und umgesetzt werden soll. Steuern? City-Maut? Umlage? „Bams!“ präferiert eine steuerfinanzierte, ergo solidarische Lösung, da in diesem Fall die besser Verdienenden mehr zahlen müssten. „Und wenn man Geld zahlen muss, nutzt man das Angebot auch“, sagt Pudimat.

Es ist ein schwer umsetzbares Projekt, Autos schafft man nicht mal eben aus der Stadt. „Aber ich denke, dass wir etwas bewegen können“, sagt Pudimat. „Viel wichtiger ist, dass wir durch unser Engagement und durch die Verbindung von Ökologie und Soziales das Bewusstsein schaffen, dass Mobilität ein öffentliches Gut ist.“

Pudimat sagt, sie habe oft erlebt, wie besonders bei Klimafragen unfair und über die Köpfe hinweg entschieden werde. „Während andere hilflos zuhause rumsitzen, können wir mit unserer Initiative lokal aktiv werden“, sagt sie. „Das macht sogar richtig Spaß.“ AMA