: Schanzenfest gegen Repression
FLOHMARKT Am Samstag findet wieder das unangemeldete Stadtteilfest statt
Das Schanzenfest, das am Samstag stattfinden soll, steht dieses Jahr – wie sollte es anders sein – im Zeichen der Repression nach dem G20-Gipfel. „Freiheit für alle G20-Gefangenen“ ist das Motto. Teile der Einnahmen von den Flohmarkt,- Essens- und Getränkeständen sollen in die Anti-Repressions-Arbeit gehen. Strafanzeigen und Gerichtsverfahren haben den G20-Protest für viele teuer gemacht.
Die Polizei habe mal wieder eine neue Stufe des Eskalation ausprobiert, schreiben die AktivistInnen in dem Aufruf, der auf indymedia.org zu lesen ist und in Schaufenstern im Schanzenviertel aushängt. „Wir konnten erleben, dass für einen ergebnislosen Gipfel polizeistaatliche Methoden angewandt wurden“, heißt es weiter. „Die allgegenwärtigen vermummten Einheiten inklusive schwerem Gerät, eine Aufhebung der Gewaltenteilung, der Gebrauch fragwürdiger bis verbotener Einsatzmittel und das übermäßige Nutzen des Gewaltmonopols hat viele entsetzt.“ Um der Repression gemeinsam entgegenzutreten, wolle man gemeinsam feiern und sich die Straße zurückholen.
In Zusammenhang mit den G20-Protesten ermittelt die „Soko schwarzer Block“ derzeit in 2.000 Fällen. Darüber hinaus geht sie etwa 10.000 Hinweisen nach. Für die andere Seite läuft es etwas schleppender: Das Dezernat interne Ermittlungen ermittelt gegen 107 Polizist*innen wegen Körperverletzung im Amt und anderen Delikten während des G20-Einsatzes.
Die Repolitisierung des Fests
Wie in den vergangenen Jahren findet das unangemeldete Schanzenfest wieder in einiger Entfernung zur Roten Flora statt. Nachdem das seit 1988 stattfindende Fest zunehmend entpolitisiert und von krawallsüchtigen Feierwütigen unterwandert worden war, verlegten die OrganisatorInnen das Schanzenfest ab 2014 zeitlich und räumlich: von Samstag auf Sonntag und von den Straßen vor der Flora in Richtung Karolinenviertel. Im vorigen Jahr stand das Fest im Zeichen des Protests gegen den Ausverkauf des Schanzenhofs, im Jahr davor ging es um das Nein zur Olympiabewerbung, davor um „Refugees Welcome“.
Dieses Jahr findet das Fest zwar wieder am Samstag statt, aber auch wieder in einiger Entfernung zur Flora: in der Sternstraße, Beckstraße, Augustenpassage, Ludwigstraße, Kampstraße und Schanzenstraße. Aufgebaut werden soll laut dem Aufruf ab 10 Uhr. Da die Standplätze aber beliebt sind, wahrscheinlich schon früher.
Die Polizei gehe von einem friedlichen und störungsfreien Verlauf aus, sagte ein Sprecher. Weil am gleichen Tag auch der FC St. Pauli gegen Düsseldorf spielt, dürften aber viele BeamtInnen im Einsatz sein.
Katharina Schipkowski
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