ANDREAS FANIZADEH LEUCHTEN DER MENSCHHEIT : Not in my name, Marke Platzeck
Matthias Platzeck verkörpert viel, für was erfolgreiche Politik im neuen Osten steht. Das Ohr nah am Volk, ein Katastrophen-gestählter Deichgraf und als früherer DDR-Oppositioneller moralisch unverdächtig. Als SPD-Vorsitzender gab er zwar nur ein kurzes Gastspiel. Aber immerhin mögen ihn die Brandenburger und so auch dort die SPD. Und Platzeck ist einer, der sich traut, ein rot-rotes Regierungsbündnis einzugehen.
Doch nun schrieb er im Spiegel einen Essay, dessen Thesen um einiges verwirrender klingen als die des zweiten großen Manifests von dieser Woche, des „Not in our name, Marke Hamburg“, abgedruckt in der Zeit. In diesem wehrt sich die Hamburger Poplinke gegen den Ausverkauf ihrer Stadt. Doch das ist ein anderes Thema, auf das hier nur hingewiesen werden kann (mehr unter: buback.de/nion).
Zurück zu Platzeck. Der sagte also, um seine Koalition mit der Linkspartei zu rechtfertigen: alles halb so wild, die BRD hätte doch auch recht erfolgreich ehemalige Mitglieder der Waffen-SS integriert. Genau, richtig gehört: Waffen-SS. Allen voran der frühere SPD-Chef Kurt Schumacher habe dies erfolgreich betrieben, denn „viele der 900.000 Überlebenden der Waffen-SS seien gegen ihren Willen in diese Organisation eingezogen worden“. Integration von Nazis bei gleichzeitiger Negation des Nazismus, dies sei das Erfolgsrezept der BRD gewesen, so Platzeck.
So mag’s gewesen sein (gerade liegen auf meinem Buchstapel die Neuerscheinungen „Flick. Der Konzern. Die Familie. Die Macht“, Blessing Verlag, und „Villa Waigner. Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag 1939–45“, Konkret Verlag). Aber zum komischen Vergleichen dies dann auch noch einfach gutheißen? Nie und nimmer. Not in my name, ihr spinnerten Ostler.
■ Der Autor leitet das Kulturressort dieser Zeitung Foto: privat