piwik no script img

CHILE: EIFRIG HAT EIN BRITISCHER WAFFENKONZERN PINOCHET FINANZIERTKein Diktator ist allein

Wenn die Recherchen der britischen Tageszeitung Guardian stimmen, dann hat der chilenische Exdiktator Augusto Pinochet noch bis zum vergangenen Jahr Zahlungen eines britischen Waffenkonzerns empfangen – zu einem Zeitpunkt also, als Pinochet längst auch in seinem Heimatland wegen diverser Menschenrechtsverletzungen unter Anklage stand und seine dunklen Geschäfte bei der Bank in Washington von verschiedenen Staatsanwaltschaften untersucht wurden.

Einerseits könnte damit bewiesen werden, dass BAE Systems systematisch und entgegen britischen Gesetzen Schmiergelder an ausländische „Kunden“ zahlt, um Waffendeals anzukurbeln. Chile gehörte auch zu den finstersten Zeiten der Diktatur dazu, genauso wie das irakische Regime des Saddam Hussein und Saudi-Arabien. Pinochets Reisen nach Großbritannien in den 90er-Jahren fanden stets auf Einladung des Konzerns statt, auch diejenige, auf der er 1998 verhaftet wurde. Schon lange geht das Gerücht, der Waffenkonzern habe bei der plötzlichen, vom damaligen Innenminister Jack Straw angeordneten Freilassung Pinochets aus „Gesundheitsgründen“ seine Finger im Spiel gehabt. Als Straw, inzwischen Außenminister, 2002 Chile besuchte, hatte er eine große Delegation der BAE Systems dabei.

In Chile dürften die Enthüllungen über den teils dem Staatshaushalt entzogenen, teils aus Schmiergeldern angehäuften Reichtum des Exdiktators das Bild des selbst erklärten Retters der chilenischen Nation vor dem Kommunismus endgültig zerstören. Pinochet ist nicht nur ein Mörder, sondern auch ein Dieb. Aber, und auch das rufen die neuesten Enthüllungen wieder ins Gedächtnis: Keiner der schlimmsten Diktatoren dieser Welt hat allein gearbeitet, westliche Konzerne haben stets mitverdient. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass sich das heute geändert haben sollte. Auch daran muss man denken, wenn die Vertreter der westlichen Demokratien bei UN-Veranstaltungen von der Dritten Welt „Good Governance“, eine bessere Regierungsführung, einfordern.

BERND PICKERT

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen