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Liebe Angela,
ich schon wieder. Martin. Weißte Bescheid. Tut mir leid, dass ich dich schon wieder belämmere, aber es muss sein. Meine Frau lässt mir einfach keine Ruhe. Martin, sagt die, Martin, das ist scheiße gelaufen bei dem TV-Duell. Das musste noch mal machen. Frag doch mal die Merkel, ob sie Zeit hat für noch eine Verabredung.
Angela, du weißt, was los war. Wir beide wissen es. Wir waren schließlich dabei am 3. September (jedenfalls körperlich, haha). Flüchtlinge! Flüchtlinge! Flüchtlinge! Abschieben! Abschieben! Abschieben! Als gäbe es sonst keine Themen, die die Leute beschäftigen. Aber blöd, und irgendwie auch richtig gemein, dass die vier Laberköppe uns danach nicht gefragt haben. Oder? Na ja, muss ich dir ja nicht erzählen.
Anderthalb Wochen ist das her, aber meine Frau regt sich immer noch auf. Martin, sagt die, du kannst dat doch, die Leute zuquatschen, sogar Journalisten; warum haste dat nich gemacht? Ich hab gesagt: Lass mich in Ruhe, Inge, ich bin froh, dass das rum ist. Aber sie so: Nee, Martin, du musst die Angela noch mal fragen.
Und da bin ich nun. Hast du Zeit? Wäre echt toll. Inge würde sich freuen.
Liebe Grüße, dein Martin
PS: Fast vergessen: Inge lässt schön grüßen. Sie hat einen ganz tollen Hibiskus-Ableger für dich reserviert. Rot – aber dafür kann ich nun wirklich nichts.
Martin Schulz, Kanzlerkandidat der Sozialdemokratischen Partei Deutschland, hat Angela Merkel (CDU) einen Brief geschrieben. Das Schreiben liegt Spiegel Online vor. Die taz veröffentlicht hier exklusiv Martin Schulz’ ersten Entwurf des Schreibens, verfasst am Dienstagmorgen in seinem Dienstwagen, kurz nach Verlassen seines Würselener Hauses. Gefunden hat ihn unsere Autorin Anja Maier.
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