Unterm Strich:
Wie befürchtet wurde, hat die britische Rapperin und Poetin Kate Tempest ihr Konzert mit Orchester und Chor an der Volksbühne Berlin am 6. Oktober 2017 in Hangar 5 des Tempelhofer Flughafens gestern abgesagt. Ihr Management begründet die Absage mit „Drohungen“ gegen ihre Person: „Wir haben im Vorfeld Drohungen via E-Mail und sozialen Medien erhalten und sehen daher die Atmosphäre als nicht förderlich für die Aufführung eines Konzerts an.“ Die britische Künstlerin wolle in so einer aggressiven Stimmung nicht auf die Bühne, fürchte um ihre geistige Gesundheit und trage Sorge für ihr ganzes Musikerteam. Im Zuge der Boykottaufrufe der BDS-Bewegung („Boycott, Divestment and Sanctions“) gegen das Berliner Pop-Kultur-Festival im August wurde Kate Tempest als Unterstützerin dieser Bewegung genannt, weil sie sich 2015 zusammen mit 1.220 weiteren britischen Künstler*innen dazu bekannte, aus Solidarität mit den Palästinensern keine Engagements in Israel anzunehmen („Artists for Palestine“).
Betroffen von dem Aufruf und den resultierenden Absagen von acht Künstler*innen war auch Christian Morin,seit 2009 Musikkurator der Volksbühne und gleichzeitig Kokurator des Festivals Pop Kultur. Eingeladen hatte die Volksbühne Kate Tempest – der Deutschlandfunk nennt sie „die bedeutendste Poetin Englands“ – zu einer exklusiven Aufführung ihres Albums „Let Them Eat Chaos“ mit Band, Orchester und erstmals mit Chorbegleitung durch den Berliner Chor der Kulturen der Welt unter der Leitung der Musikerin Barbara Morgenstern. Volksbühnen-Intendant Chris Derconbedauere es sehr, „dass Kate Tempest sich entschieden hat, nicht in Berlin aufzutreten. Das ist eine riesige Enttäuschung für uns und die vielen Besucher, die sich auf das Konzert gefreut haben. Obwohl ich ihr Unwohlsein in dieser Situation verstehen kann, hätte ich mir gewünscht, dass sich die Künstlerin für einen Dialog mit ihrem Publikum geöffnet hätte. Dafür machen wir Kunst.“
Für das Konzert wurde bereits ein Großteil der 2.000 Karten verkauft. Dass Tempest nicht in Berlin auftritt, ist ein Skandal, den die BDS-Hassprediger provoziert haben.
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