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KINDER

KinderSylvia Prahlsucht nach den schönsten Spielsachen

Das einzig Gute am Ende des Sommers ist ja, dass wir abends nicht mehr eine Stunde fürs Erlegen mehrerer Hundertschaften Mücken einplanen müssen. Auch wenn es ganz witzig war, Plüschtiere an die Decke zu pfeffern, um die Blutsauger aufzuscheuchen und ihnen dann mit der Patsche hinterherzuhechten. Dreikampf mal anders. Inzwischen sitzen die, wie meine Tochter sagt, völlig überflüssigen Viecher apathisch in den Ecken und haben keine Lust mehr zu stechen. So zum Haustier avanciert, haben schon einige einen Namen bekommen: Käthe Rakete, Rolf Wolf usw. Die gewonnene Zeit wird nun zum Lesen genutzt. „Oskar – Ein Kater mit Charakter“ etwa ist die Lebensgeschichte eines „stattlichen Katers“, erzählt von ihm selbst. Oskar befindet sich im Tierheim und hofft, bald ein neues Zuhause zu finden. Bis es so weit ist, erfahren wir, dass seine Eltern eine Wildkatze und ein Hauskater waren, wie seine Mutter und seine Geschwister ums Leben kamen, wie der Waldarbeiter Knut ihn gerettet hat und bei sich aufnahm, wie gut er es bei ihm hatte, bis er ins Tierheim musste – die Frage, warum er ins Heim kam, bleibt spannend bis zum Schluss. Hildegard Müller erzählt Oskars völlig alltägliche Erlebnisse mitreißend wie eine Abenteuergeschichte und mit hintersinnigem Humor, den auch Leser*innen ab sechs Jahren mögen. Komik, die erzeugt wird, indem Oskar Dinge falsch versteht, weil sein Erfahrungshorizont nicht ausreicht, muss hier und da erläutert werden. Die Autorin hat ein paar pädagogisch wertvolle Ideen so geschickt verpackt und die ebenfalls von ihr gestalteten Illustrationen haben allesamt Charakter. Insbesondere die Darstellung von Oskars unterschiedlichen Gefühlslagen ist ihr vortrefflich gelungen (dtv Reihe Hanser, 80 Seiten, 12,95 €).

Kinder, die ungläubig dreinschauen, wenn es heißt „Spiele ohne Strom und Internet“ können ihren Erfahrungshorizont im Alten Museum erweitern. Am Samstag spielen Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen von 14 bis 16 Uhr Spiele, wie sie schon 9- bis 12-jährige Kinder in der Antike gespielt haben und erfahren so, wie diese den Alltag ohne Fernseher und Spiele-Konsole gemeistert haben. Dass das vermutlich ziemlich gut ging, erleben die heutigen Kids beim Entwerfen eigener Spiele (9 €, Anmeldung unter www.smb.museum).

Beim „Little Art Family Lab“ im Rahmen der Berlin Art Week werden Familien mit Kindern ab 2 Jahren in der Berlinischen Galerie mit Lupen, Blöcken und Stiften ausgestattet. Auf ihrer Tour durchs Museum erstellen sie Collagen und Pins, die sie mit nach Hause nehmen, Museum to go, sozusagen (Alte Jakobstr. 124–128, Sa., 13 Uhr, So., 12 Uhr).

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