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Archiv-Artikel

Das ist grober Unfug

Betr.: Angekündigte Schließung der taz hamburg

Natürlich braucht Hamburg seine taz. Wer sollte sonst in dieser leider so weitgehend Abendblatt-verblödeten Stadt noch kritische Geister wecken und informieren, Denkanstöße geben, nachhaken und bunte Tupfer setzen ... Ulrich Engelfried

Die zum Jahresende vorgesehene Auflösung der eigenständigen Redaktionen in Bremen und Hamburg lehne ich entschieden ab! Ich komme aus Bremerhaven, habe in Bremen studiert und lebe seit fünf Jahren in Hamburg. Beide Stadtstaaten sind dringend auf eine seriöse, politisch und sozial links orientierte Alternative zu den Monopolblättern und Boulevardzeitungen angewiesen. In meiner Zeit im Land Bremen habe ich die taz wegen der Nachrichten über Bremen und z. T. Bremerhaven gelesen, in Hamburg lese ich die taz vorwiegend wegen ihres Hamburg-Teils, der seit einiger Zeit leider nicht mehr vierseitig erscheint.

Seit dieser Kürzung auf zwei Seiten Hamburg und zwei Seiten Nord erlebe ich den Qualitäts- und Informationsverlust im politischen, sozialen, kulturellen und ökologischen Bereich deutlich. Ich brauche nicht noch mehr Sammelsurium aus Norddeutschland. Ich brauche keine gut gemeinten Reportagen vom Land oder aus irgendeinem Stadtteil und keine Berichte über Taubenzüchtervereine. Diese kann es meinetwegen geben, wenn die Hamburg- respektive Bremen-Berichterstattung vier Seiten allein ausmacht und weitere zwei bis vier Seiten für Norddeutschland hinzukommen. (...)

Ein weiteres Zusammenstreichen auf vier Seiten für ganz Norddeutschland mache ich nicht mehr mit. Sollte dies bei der Genossenschaftsversammlung beschlossen werden, werde ich mein Abo definitiv kündigen und mir die taz von Fall zu Fall am Kiosk kaufen, wenn ich Zeit habe, sie zu lesen. Es täte mir dabei sehr Leid für das taz-Projekt und vor allem die betroffenen MitarbeiterInnen in Hamburg und Bremen. Frank Lührßen

(...) Ich bin Hamburger, wohne aber im Landkreis Harburg und habe ein wesentliches Interesse, dass der Lokalteil Hamburg erhalten bleibt. Zu Springers Hamburger Abendblatt ist die taz hamburg eine Alternative, die erhalten werden muss. Wenn Herr Ruch (der Geschäftsführer, d. Red.) die taz hamburg eliminiert, wird die taz in Berlin auf mein Abo und mein geplantes Genossenschaftsengagement verzichten müssen.Uwe-C. Schierhorn, Asendorf/Dierkshausen

(...) Ist lange her, dass die taz mal links gewesen ist. Klar muss auf die Kosten geachtet werden, aber wer Kosten auf null zurückfährt, hat vielleicht auch keine Erträge mehr. Daher mein Alternativvorschlag: Schließung der Lokalredaktion Berlin und Einrichtung der Lokalausgabe „Fünf Neue Länder“. Das ist mindestens genauso sinnvoll wie das, was Ihr vorhabt.

Als Abonnent fast von Anfang an (1981 oder 82 war es), der noch nie einen LeserInnenbrief geschrieben oder mit Abo-Kündigung gedroht hat, erkläre ich hiermit ernsthaft: Wenn die Hamburger Redaktion dichtgemacht oder dort Mitarbeiter entlassen werden, dann kündige ich mein taz-Abo. Die Berichterstattung aus Hamburg hat schon das minimal erträgliche Maß erreicht. Schon die taz nord war eine gewaltige Verschlechterung. Sollte das noch weniger werden, will ich die taz nicht mehr. (...) ES WÜRDE MICH SEHR SCHMERZEN! (...) Bernd Wittmann

Ich bin Genosse und taz-Leser. Ein wichtiger Grund für mich, die taz zu abonnieren, war und ist der Lokalteil Hamburg. Ich habe gerade (im letzten halben Jahr) zwei Freunde überzeugt, es doch auch mal mit der taz zu versuchen. Beiden ist es auch wichtig, eine lokale Berichterstattung zu haben.

Und nun das. Wenn die lokale Berichterstattung wegfällt, dann werde ich mir überlegen, ob ich die taz regelmäßig ins Haus geliefert haben möchte, oder ob ich lieber von Zeit zu Zeit eine Ausgabe am Kiosk kaufe. Arne Hofmann

(...) Wenn dieser Lokalteil einmal geschlossen ist, dürfte er kaum wieder zu beleben zu sein. Das wäre schon deshalb so, weil die verkaufte Auflage in Hamburg und Umgebung drastisch sinken dürfte. Ich würde auf eine noch deutlich bessere Berichterstattung über Hamburg im Hamburg-Teil hoffen, um noch besser über Entwicklungen in der Stadt informiert zu sein – ein Ende des Lokalteils wäre allerdings ein endgültiges Ende dieser Hoffnung.Frank Kürschner-Pelkmann

Zugegeben: Die morgendliche Lektüre der taz hamburg ist für mich als Universitätspräsident nicht immer leichte Kost. Wir haben uns über Beiträge in der taz nicht nur gefreut, sondern dann und wann auch geärgert. Dennoch empfände ich es als Verlust innerhalb des öffentlichen Meinungsspektrums in Hamburg, wenn die Redaktion hier in Hamburg ihr Büro schließen müsste. Wir sind auf Vielfalt in der Berichterstattung angewiesen.Jürgen Lüthje, Präsident der Universität Hamburg

Die vier größten Hamburger Theater sagen: taz hamburg muss bleiben! Da hat die Bundes-taz in der Vergangenheit zahlreiche Kampagnen gestartet, in der sie sich als unverzichtbares Kleinod in der Medienlandschaft darstellte, um für Abos und die eigene Existenz zu werben – und jetzt will sie einem ebensolchen Kleinod im eigenen Hause den Hahn abdrehen. Eine taz in Hamburg ohne Hamburger Lokalteil? Das ist grober Unfug.

Mit solchen „Sparplänen“ erweist sich die taz einen Bärendienst. Ohne Lokalausgabe würde die taz in Hamburg in die Bedeutungslosigkeit versinken. Von Zeitungen, für die „überregional“ lediglich „Berlin“ bedeutet, haben wir genug. Hamburg hat eine rege, innovative und vielfältige Kulturszene, die eine vielfältige Zeitungslandschaft braucht und auch verdient hat!

Die taz hamburg war uns und unserem Publikum bislang ein verlässlicher Partner, so kritisch wie konstruktiv in der Berichterstattung, mit eigener Schwerpunktsetzung und einem oftmals spezifischen Zugriff auf Themen, die in anderen Blättern wenig oder sogar keinen Raum finden. Wir wünschen uns, dass das so bleibt. Anja Michalke, Deutsches Schauspielhaus; Bettina Bermbach, Hamburgische Staatsoper; Sylvia Fritzinger, Thalia Theater; Jens Breder, Kampnagel