: Weniger Kinder pro Betreuer
Erziehung Von einem „pädagogisch sinnvollen“ Schlüssel in Kitas ist Hamburg aber weit entfernt
Trotz deutlicher Verbesserungen hinkt Hamburg beim Betreuungsschlüssel an den Krippen im Bundesvergleich weiter hinterher. So sank die Zahl der von einer Fachkraft rechnerisch betreuten bis zu dreijährigen Kinder von 2012 bis 2016 zwar um 0,6 auf 5,1, wie die Bertelsmann Stiftung mitteilte. Das seien aber immer noch 0,8 Kinder zu betreuende Kinder mehr als im bundesweiten Mittel.
Für den Hamburger Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung (LEA Hamburg) ist das erneut Anlass zu Kritik: „Hamburg hat von den westdeutschen Bundesländern weiterhin den schlechtesten Betreuungsschlüssel“, sagte LEA-Vorstandsmitglied Tobias Joneit. Besser sieht es im Bereich der Betreuung der vier- bis sechsjährigen Kinder aus. So verbesserte sich der Personalschlüssel in den Kindertagesstätten um 0,4 auf 9,0 Kinder pro Fachkraft – und liegt damit um 0,2 unter dem bundesweiten Mittel, wie das Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung zeigt.
Der Landeselternausschuss wies aber auch darauf hin, dass sich der Hamburger Wert zwar zwischen 2012 und 2016 verbessert habe. Vergleiche man aber die Jahre 2015 (1 zu 8,7) und 2016 (1 zu 9,0), sei sogar eine Verschlechterung um 0,3 zu verzeichnen.
Die Hansestadt ist nach Einschätzung der Stiftung trotz der Verbesserungen nach wie vor weit von „pädagogisch sinnvollen Werten“ entfernt. Ihrer Ansicht nach sollte in den Krippen ein Erzieher höchstens drei Kinder betreuen, im Kindergarten sollten es rechnerisch nicht mehr als 7,5 Kinder sein. Spitzenreiter bei der Betreuung sei Baden-Württemberg mit 1 zu 3,0 im Krippen- und 1 zu 7,2 im Kindergartenbereich. Schlusslicht bei den jüngeren Kindern sei Sachsen (1 zu 6,5) und bei den Älteren Mecklenburg-Vorpommern (1 zu 13,7).
Um einen aus Sicht der Stiftung kindgerechten Personalschlüssel zu erreichen, müsste Hamburg zusätzlich 3.600 Vollzeitstellen schaffen und weitere 158 Millionen Euro pro Jahr bereitstellen.
Die für Kitas zuständige Sozialbehörde erinnerte an die Vereinbarung mit den Kita-Verbänden vom Frühsommer, wonach der Betreuungsschlüssel bei den Krippen von 2021 an bei 1 zu 4 liegen soll. Um das zu erreichen, sollen von 2018 an bis 2021 jedes Jahr 500 zusätzliche Erzieher eingestellt werden.
Die dauerhaften Betriebskosten kletterten allein dadurch um etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Im vergangenen Jahr habe die Stadt Hamburg rund 764 Millionen Euro für die Kita-Betreuung ausgegeben. (dpa)
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