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Fliegen fällt aus

Reise Krankmeldungen stürzen Air Berlin ins Chaos. Eine Protest-aktion der Piloten?

Kurz vor Ende der Bieterfrist sind der insolventen Fluggesellschaft am Dienstag streckenweise die Piloten ausgegangen. Etwa 200 der 1.500 Kollegen meldeten sich kurzfristig krank, über 100 Flüge fielen aus, Tausende Passagiere waren betroffen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit trat dem Verdacht entgegen, zu Krankmeldungen aufgerufen zu haben, und ermahnte gesunde Kollegen, zur Arbeit zu gehen.

Bleibe es bei diesem Krankenstand, drohe vermutlich eine vollständige Liquidation der Fluggesellschaft, warnte der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus im Intranet des Unternehmens. Kebekus soll die Airline sanieren und verhandelt mit der Lufthansa und weiteren Interessenten über einen Verkauf. An diesem Freitag endet die Bieterfrist, eine Entscheidung soll am 21. September fallen. Für die Verhandlungen mit Interessenten über eine Übernahme von Teilen des Unternehmens seien die Ausfälle „pures Gift“, sagte Kebekus in einer Mitteilung, ebenso für das Ziel, dabei möglichst viele der mehr als 8.000 Arbeitsplätze zu erhalten.

Durch die Krankmeldungen fiel nahezu jeder siebte der geplanten 750 Flüge aus. Betroffen war auch die Lufthansa-Tochter Eurowings, die 14 Maschinen samt Personal von Air Berlin geleast hat. Die rund 200 der insgesamt 1.500 Air-Berlin-Piloten hatten sich kurzfristig krank gemeldet, viele nach Unternehmensangaben erst unmittelbar vor dem Flug.

Betriebsleiter Oliver Iffert stellte die Krankmeldungen in einem internen Schreiben in Zusammenhang mit Einschränkungen auf der Langstrecke. Gewerkschaftsvertreter hatten den Verdacht geäußert, dass man die gut bezahlten Langstreckenpiloten noch vor einem Verkauf loswerden wolle. „Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen“, so der Präsident der Vereinigung Cockpit, Ilja Schulz, gegenüber der Rheinischen Post.

Air Berlin bat Passagiere, vor der Anfahrt zum Flughafen den Status ihres Fluges unter www.airberlin.com/fluginfo zu prüfen. Reisenden, die von Streichungen betroffen seien, solle die „bestmögliche Reisealternative“ angeboten werden. Unklar blieb, ob Air Berlin am Mittwoch wieder wie gewohnt fliegt. (dpa)

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