Thyssen-Krupp: Stellenabbau ohne Kiel

SCHIFFBAU Der Stahlkonzern wird den niedersächsischen Standort Emden schließen. Die Nachricht kam einen Tag nach der Konzern-Ankündigung, 1.000 Arbeitsplätze in den nächsten drei Jahren in Deutschland abzubauen

Die Kieler Werft von Thyssen-Krupp Marine Systems ist von dem angekündigten Stellenabbau des Konzerns nicht betroffen. Zuvor hatte dieser angekündigt, seinen Standort in Emden (Niedersachsen) mit 220 Mitarbeitern zu schließen. Alle Beschäftigten bekämen aber Arbeitsplatzangebote an anderen Standorten, versprach ein Thyssen-Krupp-Sprecher am Freitag. Infrage kommen wohl Bremen, Hamburg und die Kieler TKMS-Werft, wo international gefragte U-Boote gebaut werden.

Die Unternehmensleitung informierte am Freitag die Emdener Belegschaft auf einer Betriebsversammlung. Gewerkschafter und Betriebsräte kritisierten, fast alle Fragen seien offen geblieben. Nicht mal ein grober Zeitrahmen sei genannt worden. Die Schließungspläne seien wirtschaftlich nicht sinnvoll und nicht nachvollziehbar.

Am Vortag hatte Thyssen-Krupp angekündigt, in Deutschland in der Sparte Industrial Solutions bis zu 1.000 weitere Stellen in Deutschland zu streichen. Weltweit sei der Abbau von bis zu 1.500 Stellen in den kommenden drei Jahren geplant. Dabei gehe es vor allem um den Großanlagen- sowie den Marineschiffbau – Bereiche, die in den vergangenen Jahren nicht ausgelastet und daher auch nicht profitabel gewesen seien, hieß es in einer Mitteilung. „Man kann an einer Hand abzählen, dass dies auch Kiel treffen kann“, sagte die Geschäftsführerin der IG Metall Neumünster-Kiel und designierte stellvertretende TKMS-Aufsichtsratsvorsitzende, Stephanie Schmoliner – bevor die Klarstellung des Konzerns kam.

Der TKMS-Gesamtbetriebsratsvorsitzende und Kieler Betriebsratschef Achim Hass kritisierte, die Konzernleitung habe für die Schließung in Emden keine Risikobetrachtung vorgelegt. Sollten Mitarbeiter etwa in Kiel angebotene Arbeitsplätze ablehnen, könnte es im Bereich Konstruktion zu Engpässen kommen.

„Ich sehe eine große Gefahr für laufende und künftige Projekte, denn schon seit einiger Zeit arbeiten Abteilungen standortübergreifend zusammen“, sagte Hass. Bereits vor einigen Jahren habe TKMS vergeblich versucht, Mitarbeiter zum Wechsel von Emden nach Kiel zu bewegen. Dabei sei es im digitalen Zeitalter egal, an welchem Ort Beschäftigte arbeiteten. Insofern könne er die vom Unternehmen erhofften Effizienz- und Kostenvorteile nicht sehen.

„Das Kalkül ist, dass damit nur der Personalabbau vorangetrieben werden soll“, sagte der Geschäftsführer der Emder IG Metall, Michael Hehemann. Viele in Ostfriesland verwurzelte Mitarbeiter wollten die Region nicht verlassen. Thyssen-Krupp habe den Standort nach und nach zerschlagen und verbrannte Erde hinterlassen, sagte Hehemann. (dpa)